Haben wir einen Gesellschaftsvertrag, der Kinder benachteiligt? Unterhausdebatte mit Expert:innen und Publikum in den Franckeschen Stiftungen
Wär´ ich nicht arm, wärst du nicht reich.*
Haben wir einen Gesellschaftsvertrag, der Kinder benachteiligt?
Unterhausdebatte in den Franckeschen Stiftungen lädt zur Diskussion mit Expert:innen über die Verteilung von Ressourcen und Privilegien mit Blick auf die Kinderarmut in Halle (Saale) ein. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Kulturstiftung des Bundes, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und dem SILBERSALZ Science & Media Festival 2023 im Rahmen des stadtweiten Themenjahres »Streitkultur und Zusammenhalt« statt. Moderation: Kerstin Hoppenhaus (SWR, 3Sat, ZDF) und Kai Kupferschmidt (u.a. seit 2011 Korrespondent des Magazins Science)
*Zitat aus Bertold Brecht: Alfabet
Freitag, 27. Oktober 2023, 18 Uhr, Franckesche Stiftungen, Historisches Waisenhaus, Freylinghausen-Saal, Eintritt frei
Deutschland gilt als reiches Land und doch ist laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung mehr als jedes fünfte Kind und jede:r vierte Erwachsene hierzulande von Armut bedroht. In Halle ist es sogar jedes dritte Kind. Mit 62% Kinderarmut in Halle-Neustadt und 0% in Halle-Dölau nimmt die Stadt einen der Spitzenplätze auf der Ungerechtigkeitsskala ein – dort Armut – hier Wohlstand.
Dieses Ungleichgewicht ist einem so wohlhabenden und demokratischen Land nicht angemessen, dagegen muss etwas getan werden. Darin sind sich alle einig. Aber wie weit geht diese Einigkeit, wenn es um konkrete Maßnahmen geht? Wie können allen Kindern und Jugendlichen durchschnittliche Möglichkeiten und Spielräume eröffnet werden, damit sie tatsächlich an der Gesellschaft teilhaben und gesund aufwachsen? Wie gehen wir damit um, wenn es nicht nur um die moderate Umverteilung von Geld, sondern um tiefer liegende Privilegien in unserer Gesellschaft geht?
Nach dem Vorbild des britischen Unterhauses sind am 27. Oktober 2023 interessierte Hallenserinnen und Hallenser, Eltern, Pädagog:innen in Bildungseinrichtungen, Vertreter:innen der Verwaltung und Politiker:innen in den Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen eingeladen, gemeinsam mit drei Expert:innen aus Wissenschaft und Gesellschaft zu diskutieren, wie ernst es uns mit unseren Kindern ist:
Olivier David ist Journalist und Autor des persönlichen und hochaktuellen Buches »Keine Aufstiegsgeschichte«. Er erzählt aus autobiografischer Sicht das Aufwachsen in Armut in Hamburg-Altona der 1990er Jahre und lenkt den Blick auf den Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und psychischen Erkrankungen.
Johanna Mierendorff, Professorin für Sozialpädagogik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit dem Schwerpunkt Bildung in der frühen Kindheit, forscht aktuell u.a. zu Elterninitiativen im Kontext ethnischer und sozialer Ungleichheit.
»Wir haben in einer wissenschaftlichen Studie festgestellt, dass gerade dort, wo soziale und ethnische Vielfalt vorhanden ist, kaum Durchmischung stattfindet, die Kindergruppen in Kitas sehr homogen sind.«.
Reinhold Sackmann, Professor für Soziologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit dem Schwerpunkt Sozialstrukturanalyse, forscht u.a. zur Lebenslaufsoziologie und zu Mechanismen der Elitebildung im deutschen Bildungssystem. Er ist Mitglied im Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt.
»Mit unserer Veranstaltung wollen wir den dringenden Handlungsbedarf geltend machen und auf städtischer Ebene Wege aufzeigen, durch Veränderung von Steuerungsprozessen bei der Platzvergabe von Kitas Segregation zu vermindern.«
Die Moderation übernehmen die renommierten Wissenschaftsjournalist:innen Kerstin Hoppenhaus (SWR, 3Sat, ZDF) und Kai Kupferschmidt (u.a. seit 2011 Korrespondent des Magazins Science).
Die Veranstaltung der Franckeschen Stiftungen findet in Kooperation mit der Kulturstiftung des Bundes, der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg und dem SILBERSALZ Science & Media Festival 2023 im Rahmen des stadtweiten Themenjahres »Streitkultur und Zusammenhalt« statt.
Infos zur Barrierefreiheit finden Sie hier: https://www.francke-halle.de/de/service/barrierefreiheit
Zum Kontext: Die städtischen Themenjahre in Halle
2023 lautet das Thema »Streitkultur und Zusammenhalt«. Die Franckeschen Stiftungen bringen sich mit einer großen Sonderausstellung sowie einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm ein. Passend zum Jahresthema möchten die Stiftungen in Kooperation mit der Kulturstiftung des Bundes ein neues, aktives Format ausprobieren: die Unterhausdebatte. Inspiriert vom britischen Unterhaus können hier aktuelle Gesellschaftsfragen in geschütztem Rahmen kontrovers diskutiert werden. Ziel des Formates ist, Argumente auszutauschen, Polarisierung abzubauen, Verständnis zu fördern und so gesellschaftliche Brüche zu glätten. Es ist ein Format der Demokratieerprobung und -förderung.
Das Format: Die Unterhausdebatte
Das Besondere am Format Unterhausdebatte sind die Meinungsbilder und Meinungswechsel, die durch einen Platzwechsel sichtbar werden. Im Laufe der Veranstaltung werden ca. sechs Ja-/Nein-Fragen auf einer Leinwand eingeblendet und das Publikum zeigt mit der Wahl seines Sitzplatzes, ob es die jeweilige Frage bejaht oder verneint. Dafür wird der Freylinghausen-Saal mit zwei genüberliegenden Blöcken bestuhlt. Die Moderator:innen leiten die Diskussion und befragen das Publikum. Im Publikum befinden sich drei Expert:innen, deren Fachkenntnis von den Moderator:innen eingeholt wird, um Argumente für Entscheidungen zu liefern, Verständnis für andere Positionen zu schaffen oder seine eigene kritisch zu überprüfen. Von Frage zu Frage entsteht eine rege Diskussion, an der alle auf Augenhöhe teilnehmen.
Franckesche Stiftungen I Franckeplatz 1, Haus 1 I 06110 Halle (Saale) Historische Schulstadt I Historisches Waisenhaus I Kunst- und Naturalienkammer I Historische Bibliothek Öffnungszeiten Informationszentrum im Francke-Wohnhaus und Ausstellungen: Di-So und feiertags 10-17 Uhr Eintritt: 8 Euro, erm. 5 Euro, bis 18 Jahre Eintritt frei www.francke-halle.de