Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung
Wind of Change?
Ökologische Folgen des Ausbaus erneuerbarer Energien in der Nordsee
Geophysiker Nils Christiansen erhält den mit 30.000 Euro dotierten Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreis 2024
Hamburg (ots)
Sein Forschungsfeld ist das Meer. Dr. Nils Christiansen ist Geophysiker am Helmholtz-Zentrum Hereon in Geesthacht im Exzellenzcluster "Climate, Climatic Change, and Society (CLICCS)". Er erhält von der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung den Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreis 2024 für seine Forschungen über die Auswirkungen des Ausbaues erneuerbarer Energien in der Nordsee. Im Fokus stehen dabei die Offshore-Windenergie und die Produktion von grünem Wasserstoff auf See.
Die Preisverleihung findet heute in der Handelskammer Hamburg statt. Anlässlich der Ehrung sprechen deren Präses Prof. Norbert Aust, Universitätspräsident Prof. Dr. Hauke Heekeren sowie Dr. Ekkehard Nümann, Präsident der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung. Die Laudatio hält Prof. Dr. Hermann Held, Direktor der Forschungsstelle "Nachhaltigkeit und Klimarisiken" der Universität Hamburg.
Ekkehard Nümann: "Von den 14 Bewerbungen für den diesjährigen Siemers-Preis hat uns die von Nils Christiansen besonders überzeugt. Anhand von Simulationen und Modellrechnungen untersucht er die Auswirkungen erneuerbarer Energiegewinnung in der Deutschen Bucht. Seine Erkenntnisse liefern Orientierung für den nachhaltigen Ausbau dieses Energiereservoirs."
Nils Christiansen: "Der Ausbau erneuerbarer Energien ist ein weiterer menschlicher Eingriff in das Ökosystem Nordsee. Unsere Modellierungen zeigen Veränderungen in der umgebenden Meeresphysik und lassen auf mögliche ökologische Folgen schließen - negative wie positive. Es deutet sich an, dass der Fußabdruck der Offshore-Windenergie und der Wasserstoffproduktion durch technologische Anpassungen verringert werden kann. So zeigt sich beispielsweise, dass die Eintragungstiefe von Sole und Abwärme entscheidend für deren Ausbreitung und Verdünnung ist, während größere Turbinenabstände die Effekte der Windparks reduzieren könnten."
Offshore-Windkraftanlagen haben zwei ökologisch relevante Wirkungen:
1. Die Windturbinen entziehen der Atmosphäre Energie zur Produktion von grünem Strom. Dadurch nimmt die Windgeschwindigkeit stromabwärts ab. Da der Wind ein entscheidender Antrieb der Nordseeströmungen ist, verändern diese verringerten Windgeschwindigkeiten die Strömungsgeschwindigkeiten und die Durchmischung des Wassers im Umkreis der Windparks.
2. Die Fundamente der Windturbinen bilden Hindernisse für Meeresströmungen. Lokal werden Strömungen abgelenkt, Geschwindigkeiten verändern sich und es entsteht eine hohe Turbulenz durch Reibungseffekte. Diese Turbulenzen haben entscheidenden Einfluss auf lokale Durchmischungsprozesse oder den Transport von Sedimenten hinter den Fundamenten.
Hinzu kommen noch die möglichen Effekte der Wasseraufbereitung, die für zukünftige Offshore-Wasserstoffproduktion notwendig werden könnte. Bei der Produktion auf See entstehen Sole und Abwärme durch die Meerwasserentsalzung und die Elektrolyse. Beide Nebenprodukte haben deutlich höhere Konzentrationen und Temperaturen als das Meerwasser, sie beeinflussen bei Rückführung ins Meer also das natürliche Gleichgewicht.
Zum Preisträger
Nils Christiansen (*1993) wurde 2023 an der Universität Hamburg im Fach Erdsystemwissenschaften mit einer Arbeit zum Thema "Regional impacts of offshore wind farms on the North Sea hydrodynamics" promoviert. Hierfür erhielt er 2024 den Helmholtz-Promotionspreis für Forschung an der Schnittstelle von Wissenschaft und Anwendung im Forschungsbereich Erde und Umwelt. Aktuelle Studie: "Offshore hydrogen production leaves a local hydrographic footprint on stratification in the North Sea".
Zum Namensgeber des Preises
Kurt Hartwig Siemers (1907-1988) - Enkel von Edmund Siemers, der zu den Universitätsgründern in Hamburg zählt - war Schiffsmakler, Bankier und Mäzen. Zeitlebens galt sein Engagement der Wissenschaft. Von 1951 bis 1988 war er Präsident der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung.
Zur Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung
Seit 1907 engagiert sich die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung für die Wissenschaften in Hamburg. Als unabhängige gemeinnützige Stiftung fördert sie deren Pflege und Verbreitung in der Hansestadt. Sie vergibt alle zwei Jahre den Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreis an Wissenschaftlerinnen bzw. Wissenschaftler, die eine über die Dissertation hinausgehende herausragende wissenschaftliche Leistung erbracht haben. Die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung, verbunden mit einer Silbermedaille, zeichnet Exzellenz und Spitzenforschung aus. In diesem Jahr zum 20. Mal vergeben, ist der Preis ein gemeinsames Projekt mit der Edmund Siemers-Stiftung.
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