Außer Libuda kommt keiner an Gott vorbei!
„An Gott kommt keiner vorbei“ – so lautete einst das Motto des Katholikentages 1968 in Essen. Und der apodiktische Tonfall dieses Satzes verleitete damals einen Witzbold und Fußballfan dazu, auf ein Schild mit diesem Schriftzug hinzuzufügen: „Außer Libuda“. Dieser bekannte Außenstürmer von Schalke 04 mit Vornamen Stan war damals sogar Nationalspieler, der für seine Dribbelkünste bekannt war. Er umkurvte dabei die Verteidiger wie Slalomstangen. Libuda hätte wohl auch Gott links oder rechts liegen gelassen, zeigte sich der Fan überzeugt.
Abseits dieser auch heute noch amüsanten Anekdote bleibt die Tatsache bestehen, dass sich zur Religion jeder und jede eine Meinung bilden sollte oder sogar muss. Gläubige und Gottesleugner streiten darüber mindestens seit dreihundert Jahren, aber auch schon in der Antike vertraten die sogenannten Materialisten wie Demokrit, Leukipp, Lukrez und auch Epikur atheistische Thesen.
Und in der Neuzeit wurde im 19. Jahrhundert besonders Friedrich Nietzsches Satz „Gott ist tot und wir haben ihn umgebracht“ aus seiner Schrift „Fröhliche Wissenschaft“ bekannt. Ein wichtiger Interpret dieses Mannes aus Naumburg war im zwanzigsten Jahrhundert Martin Heidegger.
„Heimlicher König im Reich des Denkens“ lautet der Titel des Romans über ihn aus meiner Feder. In diesem fiktiven Bericht schildert Fritz Heidegger das Leben und Wirken seines Bruders Martin. Mit Nietzsche sah der Philosoph aus Meßkirch in Baden das Ende der Metaphysik gekommen. Sie hatte zweieinhalb Jahrtausende lang die Debatten bestimmt. Was verbirgt sich hinter den Erscheinungen unserer Welt? Lenkt ein Gott die Geschicke der Menschen und Völker? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Solche Fragen bewegten die Philosophen lange. Mit Nietzsche sah sein Interpret Martin Heidegger das Ende dieser Epoche gekommen.
Dabei war der Philosoph aus Meßkirch als Sohn eines katholischen Mesners aufgewachsen. Er hatte als Ministrant dem Pfarrer assistiert und die Glocken geläutet in der Pfarrkirche St. Martin.
Unlängst hatte ich eine Lesung bei der Franziskanischen Gemeinschaft in Eichstätt. Dies ist der Dritte Orden, in dem sogenannte Weltchristen das Evangelium in ihrem Alltag zu leben versuchen. Es sind also naturgemäß fromme Leute, gleichzeitig aber haben sie oft ganz weltliche Berufe als Bankangestellte oder Lehrer. Sie wollten wissen, wie es mit dem Glauben von Martin Heidegger stand. Ich verwies vor allem auf die Freundschaft mit dem ebenfalls aus Meßkirch stammenden katholischen Priester und Religionsphilosophen Bernhard Welte, der an derselben Universität Freiburg lehrte wie Martin Heidegger.
Er hielt bei der Beerdigung am Grab seines Freundes die Rede. Darin verwies er auf die Bedeutung der Wegmetapher in der Philosophie Heideggers und bezeichnete ihn als den „vielleicht größten Suchenden des Jahrhunderts“. Dies habe ich bei den Mitgliedern des Dritten Ordens zitiert. Auch seine Freundschaften mit Patres des Klosters Beuron im Südwesten Deutschlands hob ich hervor. Dort beeindruckte Martin Heidegger bei seinen Besuchen die Liturgie der Mönche und er schrieb auch darüber sehr anerkennend. Auch hielt er einige Vorträge in dem Kloster. Zeitweilig jedoch hielten sich die Benediktiner von Beuron mit Einladungen an Martin Heidegger zurück. Die Kirchenoberen des Bistums Freiburg beklagten „irreligiöse Positionen“ bei dem Philosophen. Der Bischof sprach sogar einmal in den dreißiger Jahren von einem „Nihilisten“, bei dessen Lektüre es einem nur übrig bleibe, sich eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Gemeint war ohne Zweifel Martin Heidegger.
Nach dem zweiten Weltkrieg nahm er jedoch die Kontakte zu den Kirchenleuten wieder auf. Bernhard Welte liegt übrigens nur wenige Meter vom Familiengrab der Heideggers auf dem Friedhof von Meßkirch begraben. Gleich daneben ist auch Heinrich Heidegger bestattet, der Sohn von Fritz. Er war ebenfalls katholischer Priester und ist erst vor wenigen Jahren gestorben. Als der Neffe einmal einen Schwächeanfall auskurierte, hatte Martin ihn im Krankenhaus besucht. Auch schenkte er ihm zur Priesterweihe eine Ausgabe der Predigten des Kirchenvaters Augustinus.
Dies berichtete ich den Mitgliedern der Eichstätter Franziskanischen Gemeinschaft. Ich selbst bin auch Schriftführer des Dritten Ordens in Ingolstadt. Auf dieser Basis verstanden wir uns gut. Und ich verwies auf ein weiteres Zitat: „Nur ein Gott kann uns retten“ - auch dies ist ein Satz von Martin Heidegger. Es ist die Schlagzeile über dem Interview, das er dem Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein gab und das erst nach seinem Tod erscheinen durfte. Gemeint hat er damit auch die Gefahren der modernen Technik, die er kritisch sah.
Bleibt noch die Frage der Ethik. Im Religionsunterricht ist es immer einer der Renner, wenn der Lehrer die zehn Gebote behandelt. Dann sind die Kinder und Jugendlichen ganz Ohr. Dies weiß ich aus eigener Erfahrung als Pädagoge. Manche haben es Martin Heidegger angekreidet, dass er sich zu ethischen Fragen kaum geäußert habe. Doch hat er wie Johannes der Täufer auf dem Bild von Matthias Grünewald auf dem Isenheimer Altar mit dem Finger auf Christus gezeigt, fast ohne den Namen Gottes zu erwähnen. Auch dies hat einmal Bernhard Welte über Martin Heidegger geschrieben. Eine bessere Würdigung lässt sich kaum denken.
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Herzlichst Ihr
Markus Herrmann
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