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"Da kann ja jeder kommen" - wie Baumärkte Aufklärung über schadstoffhaltige Produkte und ihre Entsorgung verweigern

Berlin (ots)

Die unzureichende Kundeninformation über Rücknahme-
und Entsorgungsmöglichkeiten schadstoffhaltiger 
Polyurethan-Schaumdosen hat sich seit vergangenen Herbst noch 
verschlechtert - Deutsche Umwelthilfe veröffentlicht Ergebnisse 
bundesweiter Testbesuche in Baumärkten - Verstöße gegen 
Informationspflichten und Kundenservice, der nicht eingehalten wird -
DUH verlangt Abhilfe und kündigt Fortsetzung der Überprüfungsaktionen
an
Berlin, 30. Juni 2008: Baumärkte in Deutschland unterrichten ihre 
Kunden vollkommen unzureichend, teilweise sogar bewusst irreführend 
über die Rücknahmemöglichkeiten aufgebrauchter schadstoffhaltiger 
Montageschaum-Dosen. Der Handel verstößt damit regelmäßig gegen die 
Verpackungsverordnung, die in diesem Zusammenhang der Minderung der 
Schadstoffbelastung im Hausmüll und der Ressourcenschonung durch 
hochwertiges Recycling dienen soll. Die schweren Versäumnisse ergaben
sich aus Testbesuchen und Testkaufaktionen, die die Deutsche 
Umwelthilfe e. V. (DUH) regelmäßig und in den vergangenen Wochen 
erneut bundesweit in Baumärkten durchgeführt hat.
Montageschaumdosen auf der Basis des im Bauhandwerk weit 
verbreiteten Dämmstoffs Polyurethan (PU) können die Baumärkte 
entweder selbst zurücknehmen und sachgerecht entsorgen lassen (laut 
Verpackungsverordnung freiwillig), oder aber ihre Kunden über andere 
Rückgabemöglichkeiten informieren (laut Verpackungsverordnung 
verpflichtend). Nach einer Aktion vor zwei Jahren, bei der die DUH 
insgesamt 2.000 Mahnschreiben an Baumärkte verschickt hatte, um auf 
die Informationspflichten und bei Nichteinhaltung drohende Bußgelder 
von bis zu 50.000 Euro hingewiesen hatte, hatte sich die 
Kundeninformation zunächst und kurzzeitig sehr deutlich verbessert. 
Nach der letzten Teststaffel informieren derzeit mehr als ein Fünftel
der Baumärkte ihre Kunden überhaupt nicht über die 
Rückgabemöglichkeiten der PU-Schaumdosen. Noch im vergangenen Herbst 
hatten die Testbesucher nur in wenigen Prozent der Verkaufstellen 
überhaupt keine Informationen erhalten.
"Wir empfinden es als beschämend, dass zwischen dem zeitlichen 
Abstand zu den letzten DUH-Mahnschreiben und der Bereitschaft der 
Baumärkte, die Kunden sachgerecht zu informieren, offenbar ein steil 
abfallender linearer Zusammenhang besteht", kritisierte 
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Offenbar sei im Handel ein 
"taktisches Verhältnis zum Umwelt- und Gesundheitsschutz weit 
verbreitet", das zumeist nur auf Sanktionsandrohungen reagiere. Die 
DUH fordere deshalb unverzügliche Nachbesserungen bei der 
Kundeninformation. Resch kündigte zugleich weitere Testbesuche an, 
bis sich die Situation wie nach der DUH-Briefaktion vor zwei Jahren 
deutlich verbessert habe.
Auch in Baumärkten, die Informationsmaterialien zu den 
Entsorgungsmöglichkeiten bereitstellen, variiert nach den Recherchen 
der DUH-Testkäufer die Qualität von vorbildlich über mangelhaft bis 
unzumutbar. Ein Fünftel der bereitgestellten Hinweisschilder 
entspricht nicht annähernd den rechtlichen Vorgaben für "deutlich 
erkennbare und lesbare Schrifttafeln". Es gebe unscheinbare 
Hinweisschilder, die nur Zentimeter über dem Boden angebracht sind, 
Schriftgrößen, die in der Regel nur Jugendliche entziffern können, 
Hinweise weit abseits des Regals mit den PU-Schaumdosen oder auch 
verschwommene, schwer lesbare Schriften auf winzigen Schildchen.
"Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel der Baumarktkette 
Max Bahr", lobte die Leiterin Kreislaufwirtschaft der DUH, Maria 
Elander. Um die Schwelle für die PU-Kennzeichnung abzusenken, stellt 
die DUH seit dem vergangenen Jahr auf ihren Internet-Seiten 
Druckvorlagen für ein entsprechendes Informationsschild bereit 
(www.duh.de/pu-schaum.html). "In allen besuchten Max Bahr-Baumärkten 
hingen die DUH-Informationsschilder gut sichtbar für die 
Verbraucherinnen und Verbraucher auf Augenhöhe an den 
Verkaufsregalen."
Jährlich setzen Profis und Heimwerker beim Dämmen und Abdichten 
von Fugen und beim Einbau von Fenstern und Türen rund 25 Millionen 
Dosen Montageschaum ein. Ausgehärteter PU-Schaum verhält sich 
umweltneutral und stellt somit keine Belastung für Mensch und Umwelt 
dar. Die benutzten PU-Schaumdosen beinhalten jedoch auch noch nach 
dem Gebrauch problematische und gesundheitsschädliche Reststoffe. Sie
fallen deshalb unter die Kategorie der "besonders 
überwachungsbedürftigen Abfälle". Sie dürfen deshalb nicht über den 
Hausmüll, den Bauschuttcontainer oder den Gelben Sack entsorgt 
werden, sondern müssen bei kommunalen Sammelstellen oder in so 
genannten Schadstoffmobil abgegeben werden.
Auf freiwilliger Basis bieten einige Baumärkte die Rücknahme der 
verwendeten Dosen an. Allerdings ergaben sich auch in diesem Fall 
ernüchternde Erkenntnisse. Bei einem ersten Testbesuch fragten die 
DUH-Mitarbeiter die Rücknahmebereitschaft ab und stießen auf eine 
fast 90-prozentige Bereitschaft, grundsätzlich leere PU-Schaumdosen 
von Endverbrauchern zurückzunehmen. Die Probe aufs Exempel ergab dann
andere Resultate. Tauchten die DUH-Testbesucher tatsächlich mit in 
der Regel drei bis fünf leeren PU-Schaumdosen in den Baumärkten auf, 
verweigerten mehr als 70 Prozent die Rücknahme in teilweise rüdem 
Ton. Man sei "doch kein Abfalllager" und "da kann ja jeder kommen." 
Weitere fast 15 Prozent erklärten sich zur Rücknahme unter dem 
ausdrücklichen Hinweis "ausnahmsweise und einmalig" bereit. "Das 
Versprechen einer verbraucherfreundlichen Rücknahme ist in vielen 
Fällen noch leerer als die benutzten PU-Schaumdosen. Der angebliche 
Kundenservice der Baumärkte erweist sich als gezielte Fehlinformation
und Verbrauchertäuschung", sagt Resch.

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe e.V.
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil: 0171 3649170,
Fax: 030 2400867-19, E-Mail: resch@duh.de

Maria Elander, Projektleiterin Kreislaufwirtschaft,
Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin,
Tel.: 030 2400867-41, Fax: 030 2400867-19, Mobil: 0160 5337376,
E-Mail: elander@duh.de

Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e.V., Leiter Politik&Presse,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil: 0171 566 05 77,
E-Mail: rosenkranz@duh.de

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