Offenbarungseid: Dienstwagen-Check der Deutschen Umwelthilfe unter Kirchenoberhäuptern zeigt deutlichen Nachholbedarf beim Klimaschutz
Berlin (ots)
- Nur 3 von 47 Kirchenoberhäuptern halten mit ihrem Dienstwagen auf der Straße den CO2-Flottengrenzwert von 95 g/km ein
- Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst (Evangelische Kirche der Pfalz) fährt den am wenigsten klimaschädlichen Dienstwagen - Schlusslicht ist Bischof Georg Bätzing (Bistum Limburg) mit einem Dienstwagen, der auf der Straße 258 g CO2/km ausstößt
- DUH fordert verpflichtende Vorgabe für emissionsarme Dienstwagen von Landeskirchen und Bistümern
Der 8. Dienstwagen-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter Kirchenoberhäuptern ist ein Offenbarungseid in Sachen Klimaschutz: Von den 47 abgefragten Fahrzeugen halten nur 3 den CO2-Flottengrenzwert von 95 g/km auf der Straße tatsächlich ein. Durchschnittlich stoßen die Dienstwagen im Realbetrieb 190 g CO2/km aus und damit genau das Doppelte des Flottengrenzwerts. Ein wesentlicher Grund für das schlechte Ergebnis sind Plug-In-Hybride. Rund ein Drittel der Befragten fährt ein solches Auto, das im realen Fahrbetrieb deutlich mehr CO2 ausstößt als vom Hersteller angegeben.
"Die kirchlichen Würdenträgerinnen und Würdenträger haben die Dringlichkeit für mehr Klimaschutz offenbar noch immer nicht verstanden. Dabei tragen gerade die Kirchen eine gesellschaftliche Verantwortung zur Bewahrung der Schöpfung. Die Landeskirchen und Bistümer müssen spritsparende und emissionsarme Antriebsarten bei ihren Dienstwagen verpflichtend vorgeben. Die Kirchenoberhäupter können damit ein glaubhaftes Zeichen für mehr Klimaschutz setzen. Vorbilder in den eigenen Reihen gibt es bereits, wie die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst", so Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH.
Befragt wurden Erzbischöfe, Bischöfinnen und Bischöfe sowie die geistlichen Würdenträgerinnen und Würdenträger der obersten Leitungsebene der insgesamt 47 Kirchenbistümer und Landeskirchen in Deutschland, davon 27 römisch-katholisch, 20 protestantisch. 44 Kirchenoberhäupter erhalten eine Rote Karte und 3 eine Grüne Karte für die Wahl ihres Dienstwagens. Eine Rote Karte bekommen alle, deren Dienstwagen auf der Straße mindestens 20 Prozent mehr CO2 ausstoßen, als der EU-Flottengrenzwert erlaubt. Das trifft auch auf alle Plug-In-Hybride zu. Zwei Bistümer verweigerten außerdem die Antwort und erhalten dafür ebenfalls die Rote Karte. Nur 3 Grüne Karten werden in diesem Jahr vergeben - alles sparsame Elektrofahrzeuge, die den Flottengrenzwert von 95 g CO2/km im Realbetrieb einhalten.
Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst (Evangelische Kirche der Pfalz) hält mit einem VW ID3 und einem realen CO2-Ausstoß von 56 g/km die Spitzenposition im Ranking, gefolgt von Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland) und Landesbischof Ralf Meister (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers) - beide fahren einen Audi e-tron. Schlusslicht in der diesjährigen Bewertung der Kirchenoberhäupter ist Bischof Georg Bätzing (Bistum Limburg). Er erhält für seinen Audi A8 mit einem realen CO2-Ausstoß von 258 g/km die Rote Karte.
Dazu Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung bei der DUH: "Die Mitglieder der Kirchen sind in Sachen Klimaschutz weiter als ihre Oberhäupter. Als Christians for Future fordern sie, dass sich Landeskirchen und Bistümer das Ziel setzen, bis 2030 Klimaneutralität zu erreichen. Haushaltsplanungen und Investitionsentscheidungen sollen an diesem Ziel ausgerichtet werden. Da wäre die Wahl eines klimaschonenderen Dienstwagens ein konsequenter Schritt. Die Kirchenoberhäupter dürfen sich nicht länger von vermeintlich sparsamen Plug-In-Hybriden blenden lassen. Sie sind nur auf dem Papier klimafreundlich. Effiziente Elektrofahrzeuge hingegen können eine klimafreundliche Alternative zu spritdurstigen Plug-In-Hybriden sein."
Methodik:
Der 8. Dienstwagen-Check der DUH unter Kirchenoberhäuptern fand im Zeitraum von August bis Oktober 2021 statt. Unterschiedliche CO2-Angaben für das gleiche Fahrzeugmodell ergeben sich zum Beispiel durch verschiedene Erstzulassungszeitpunkte und Ausstattungsvarianten.
Die Auswertung basiert auf dem Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) im Rahmen der Typzulassung. Beim Dienstwagen-Check werden die Fahrzeuge nach dem realen Verbrauch bewertet. Der CO2-Ausstoß im realen Fahrbetrieb basiert auf der durchschnittlichen Abweichung zwischen den offiziellen CO2-Angaben des Herstellers und den CO2-Emissionen im realen Fahrbetrieb je Autohersteller. Dafür wurden die herstellerspezifischen Abweichungen auf Basis von Angaben des International Council on Transportation (ICCT) berücksichtigt.
Bei Plug-In-Hybrid-Fahrzeugen basiert der reale CO2-Ausstoß auf den offiziellen Kraftstoffverbrauchsangaben bei leerer Batterie, da diese Fahrzeuge überwiegend im Verbrennermodus gefahren werden. Erdgasfahrzeuge verfügen zwar wie andere Hybride auch über einen Benzin-Tank. Die Reichweite, die nur mit Erdgasanteil gefahren werden kann, übersteigt jedoch die von anderen Hybrid-Fahrzeugen deutlich. Deshalb wurde nur dieser Anteil bei der Bewertung der Realemissionen herangezogen. Der reale CO2-Ausstoß basiert auf den durchschnittlichen Angaben zum Erdgasverbrauch der jeweiligen Fahrzeuge unter www.spritmonitor.de. Bei Fahrzeugen mit teilelektrischem oder vollelektrischem Antrieb wurde der CO2-Gehalt des deutschen Strommixes nach Angaben des Umweltbundesamtes des Jahres 2020 herangezogen.
Links:
- Zur Ergebnistabelle: http://l.duh.de/p211117
- Informationen zum Thema Spritverbrauch: https://www.duh.de/projekte/die-spritluege/
Pressekontakt:
Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
030 2400867-74, metz@duh.de
Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung
030 2400867-72, saar@duh.de
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