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Der Tagesspiegel: Koch fordert Unternehmen zu mehr Standorttreue auf - Muss der Staat bei strategisch wichtigen Unternehmen einsteigen?

Berlin (ots)

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU)
verlangt von den deutschen Konzernen mehr Standorttreue und eine neue
ökonomische Leitkultur. "Dieses Land braucht einen Loyalitätsbonus 
seiner Unternehmen, und es verdient ihn auch", schreibt  er in einem 
Gastbeitrag für den Tagesspiegel (Montagausgabe). "Kein Mensch kann 
von einem Unternehmen verlangen, dass es treu zu einem Land ist und 
dabei Konkurs macht. Und doch kann ein Land meiner Ansicht nach 
verlangen und erwarten, das Manager und Unternehmer ein bisschen mehr
und intensiver nachdenken, ob man nicht doch im Land bleiben kann, 
anstatt Arbeitsplätze zu verlagern."
In Deutschland müsse offen diskutiert werden, was zu den Rechten und 
den Pflichten von Unternehmen zähle, aber auch wo die Rechte und die 
Pflichten des Staates gegenüber diesen Unternehmen liegen. "Wir 
müssen den Menschen wieder das Gefühl geben, dass auch sie etwas 
davon haben, wenn es der Wirtschaft gut geht", schreibt Koch. "Viele 
Arbeitnehmer haben den Eindruck, dass Unternehmer sie doch nur 
wegwerfen, wenn sie sie nicht mehr brauchen und keine Träne dabei 
vergießen." Die Verzinsung des Kapitals dürfe in einer sozialen 
Marktwirtschaft nicht der Maßstab der  Dinge sein.
Allerdings könnten die Unternehmenssteuern nicht viel für den 
sozialen Ausgleich leisten, da sie zu einem internationalen 
Wettbewerbskriterium geworden seien. "Die Tatsache, wie viele Steuern
heute hier nicht mehr gezahlt werden, weil die Gewinne woanders 
gebucht werden, ist wesentlich bedeutender als die Frage, ob wir die 
letzten zwei oder drei Prozent Steuern höher oder tiefer erheben mit 
irgendeiner sozialen Begründung."
Koch schreibt, man dürfe "sein Eigentum nicht in Panik wegwerfen, nur
weil man Strukturen auflösen will", und verweist auf den Machtkampf 
um die Deutsche Börse AG. Er sei im Grundsatz gegen 
Staatsunternehmen. "Aber manchmal kommt man auf die Idee, zu 
überlegen, ob man von den strategisch wichtigen Unternehmen als Staat
überall 30 Prozent kaufen sollte, nur um zu verhindern, dass das 
vagabundiert. Das ist ein irrer Gedanke, aber es zeigt gelegentlich 
etwas über die Panik, die einen beschleicht." Andere Länder verfügten
über eine gemeinsame Kultur in wirtschaftlichen Fragen, wie auch das 
Beispiel der Entstehung des französischen Sanofi-Aventis-Konzerns 
zeige, in dem die deutsche Hoechst AG aufgegangen ist.
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Wirtschaft, Telefon 030/26009-260
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622 
cvd@tagesspiegel.de

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