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Der Tagesspiegel: Neuordnung bei Weltbank erntet Kritik Vernachlässigung der Ökologie befürchtet

Berlin (ots)

Berlin - Weltbank-Chef Paul Wolfowitz hat die
Abteilung für Umwelt und soziale Entwicklung, die bisher mit einer 
Vize-Präsidentschaft in der Entwicklungsbank vertreten war, 
aufgelöst. Die Abteilung soll in der Infrastruktur-Abteilung 
aufgehen. Chefin der neuen Abteilung bleibt die bisherige 
Infrastruktur-Chefin Kathy Sierra. Das Personal der bisherigen 
Abteilung für Umwelt und soziale Entwicklung wird auf die 
Länderreferate verteilt und wird damit nicht Teil der 
Infrastrukturabteilung. Das geht aus einem Anschreiben Wolfowitz' an 
die Mitarbeiter der Weltbank hervor, das dem "Tagesspiegel" 
(Montagausgabe) vorliegt.
Wolfowitz nimmt bereits in seinem Anschreiben Kritik an dem Plan auf.
"Ich weiß, es gibt Befürchtungen, dass Umwelt-Aspekte in dieser neuen
Struktur Infrastruktur-Interessen untergeordnet werden könnten. Aber 
ich bin überzeugt, mit dieser Veränderung die Rolle des Umwelt-Teams 
der Bank zu stärken", schreibt er.
Daran haben vor allem Nicht-Regierungsorganisation allerdings 
erhebliche Zweifel. Die Entwicklungs- und Umweltorganisation 
"Urgewald" befürchtet, dass künftig die Mitarbeiter der 
Infrastrukturabteilung ihre eigenen Umweltgutachten schreiben werden.
Die Folge wäre eine Renaissance beispielsweise großer Dammbauten, wie
dem umstrittenen Drei-Schluchten-Staudamm in China. Für den 
Drei-Schluchten-Staudamm wurden Millionen Menschen zwangsumgesiedelt,
und mit dem Bau des Damms hat beispielsweise der Jangze-Flussdelfin, 
der nur dort vorkommt, keine Überlebenschancen mehr. In Fällen wie 
diesem erwartet "Urgewald" künftig keine Bedenken der Weltbank mehr, 
in die Finanzierung einzusteigen.
 Auch Daniela Setton von der Entwicklungsorganisation "Weed" sieht 
eine "kontinuierliche Aufweichung von sozialen und Umweltstandards" 
in der Arbeit der Weltbank. Es gebe kaum noch Konsultationen mit den 
Bürgern vor Ort, bevor die Weltbank in die Finanzierung großer 
Infrastrukturprojekte einsteige, argumentiert die Organisation. Sie 
sieht in der Umstrukturierung der Bank ein Zeichen dafür, dass die 
Weltbank der "starken Nachfrage nach Infrastrukturprojekten in den 
Schwellenländern" ohne große Einschränkungen nachkommen will. "Wir 
sehen das Ganze sehr kritisch", sagte Setton dem "Tagesspiegel".
Der neue Chef des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep), 
Achim Steiner, will die Umstrukturierung nicht kommentieren. Dabei 
könnte er als ehemaliger Vorsitzender der Weltstaudammkommission 
vermutlich einiges an Erfahrungen an die Weltbank weitergeben. Das 
deutsche Entwicklungsministerium dagegen wiegelt ab. "Wir sehen 
derzeit keine Anzeichen dafür, dass Umwelt- und Sozialaspekte in der 
Arbeit der Weltbank künftig zurückgefahren werden", sagte Markus 
Weidling, Sprecher von Entwicklungsministerin Heidemarie 
Wieczorek-Zeul (SPD), dem Tagesspiegel. "Sollte es Anzeichen dafür 
geben, werden wir uns nach Kräften dafür einsetzen, dieses zu 
verhindern", sagte er weiter. Nach Einschätzung seines Hauses sei die
Verschmelzung der Umweltabteilung mit der Infrastrukturabteilung eine
Chance, dass "die Themen Umwelt und Entwicklung in den Kernbereich 
der Weltbank aufrücken".
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Wirtschaft, Telefon 030/26009-260
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622 
cvd@tagesspiegel.de

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