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Der Tagesspiegel: Gewerkschaften: Lehrstellenlücke steigt auf 40 000

Berlin (ots)

Berlin - Die Lage auf dem Lehrstellenmarkt wird
sich in diesem Jahr stärker verschlechtern als bislang angenommen. 
Mindestens 40 000 Jugendliche werden keinen Ausbildungsplatz 
bekommen, prognostizierte die Vizechefin des Deutschen 
Gewerkschaftsbundes (DGB), Ingrid Sehrbrock, im Gespräch mit dem 
"Tagesspiegel" (Montagausgabe). Die tatsächliche Zahl der Bewerber 
ohne reguläre Stelle sei aber noch größer und liege bei 140 000. "Ein
großer Teil der jungen Leute, die sich mehrfach erfolglos beworben 
haben, absolvieren erst einmal Wehr- oder Zivildienst, gehen weiter 
in die Schule oder in eine der vielen Maßnahmen der Bundesagentur", 
argumentierte Sehrbrock. "Die Lage ist weitaus dramatischer, als es 
Regierung und Wirtschaft wahrhaben wollen", sagte sie. "Der 
Ausbildungspakt ist gescheitert, nur mit Appellen und Klinkenputzen 
bei den Unternehmen kommt man nicht weiter." Um Altbewerbern eine 
Perspektive zu geben, müsse es ein Sonderprogramm für 50000 
zusätzliche Plätze geben, finanziert von der Bundesagentur. Sie plant
bislang nur 7500 zusätzliche Stellen für Jugendliche aus 
Migrantenfamilien.
Die Unternehmen teilen die Prognosen des DGB nicht. "Die 
Paktpartner sind zuversichtlich, dass alle Schulabgänger, die sich 
ernsthaft um Ausbildung bemühen, auch eine Chance bekommen", sagte 
Ludwig Georg Braun, Präsident des Deutschen Industrie- und 
Handelskammertages (DIHK). Im Vergleich zu 2003 sei die Zahl der 
Lehrverträge bei den Kammern um knapp neun Prozent gestiegen. Zudem 
melde ein großer Teil der Betriebe ihre Lehrstellen nur hin und 
wieder oder gar nicht bei der Bundesagentur für Arbeit (BA). "Wir 
schätzen, dass die Lehrstellenlücke Ende September 2006 nicht 
wesentlich größer sein wird als im vergangenen Jahr: etwa 30 000", 
sagte Braun. Danach gingen die Anstrengungen weiter, "bis Jahresende 
werden wir die Lücke weiter schließen können".
Manfred Kremer, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung 
(BIBB), erwartet für die kommenden Jahre eine unterschiedliche 
Entwicklung in Ost und West. In den alten Ländern werde die Nachfrage
nach Lehrstellen wegen geburtenstarker Jahrgänge noch bis 2012 
steigen. "Das Angebot an betrieblichen Plätzen wächst vermutlich 
nicht im selben Maß." Um Engpässe zu überbrücken, sollten 
Berufsfachschulen oder Berufsbildungsstätten daher zusätzliche 
Ausbildungen anbieten. Dagegen werde es im Osten ab 2008 prekär - 
"dann werden nur noch halb so viele Jugendliche wie 2004 die Schulen 
verlassen, und die Firmen in den neuen Ländern werden Hände ringend 
nach Bewerbern suchen". Sicherlich würden sie dann versuchen, junge 
Leute aus dem Westen anzuwerben.
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an das Ressort 
Wirtschaft, Tel. 030-26009260.
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622 
cvd@tagesspiegel.de 
 

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