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Legehennenhaltung ein Spielball der Emotionen?
Aktuelle Diskussion zur Käfighaltung zeigt politisches Dilemma auf

Bonn (ots)

Die Käfighaltung von Legehennen wird in der gesamten
Europäischen Union ab 2012 verboten. In Deutschland soll ein solches
Verbot durch die Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung
vom 28. Februar 2002 bereits ab dem Jahreswechsel 2006/2007 gelten.
Nun aber machen Wissenschaftler, Fachkreise und Politiker -
einschließlich des ehemaligen niedersächsischen
Landwirtschaftsministers Uwe Bartels, SPD, sowie des
Tierschutzbeauftragten der SPD, Dr. Wilhelm Priesmeier - gegen diese
Vorgabe mobil. Sie offenbaren damit ein Dilemma, in dem
Landwirtschaftsministerin Renate Künast steckt: Der Wunsch nach mehr
Tierschutz lässt sich offensichtlich nicht mit einem Alleingang durch
ein nationales Gesetz umsetzen.
Fakt ist, dass die Boden- und Freilandhaltung den Tieren nach
einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover 1) nicht die
erhofften Verbesserungen bringt.
Fakt ist, dass die Verbraucher die kostenaufwändigen Investitionen
vieler Geflügelhalter in neue Haltungssysteme trotz entsprechend
hoher Werbeaufwendungen nicht honorieren. Die "Abstimmung mit den
Füßen" beim Einkauf im heimischen Supermarkt verläuft eindeutig
zugunsten der zunehmend aus dem Ausland kommenden und günstigeren
"Käfigeier".
Fakt ist, dass die im deutschen Tierschutzrecht festgelegten
Standards im Ausland z.T. weder gelten noch kontrolliert werden
könnten.
Fakt ist ebenso, dass die Politik in der Pflicht steht, Gesetze zu
ändern oder anzupassen, wenn neue wissenschaftliche Erkenntnisse
aufzeigen, dass der eingeschlagene Weg nicht zum Ziel - in diesem
Fall zu mehr Tierschutz - führt.
Eine Verlängerung der Übergangsfrist für die Käfighaltung bis zum
31. Dezember 2009 macht deshalb gerade auch mit Blick auf den
Tierschutz Sinn. Allerdings muss diese Frist genutzt werden, um
alternative Haltungsverfahren einschließlich der Kleingruppenhaltung
in den so genannten "ausgestalteten Käfigen" weiter wissenschaftlich
zu untersuchen, Schwachstellen zu identifizieren und abzustellen.
Es lässt sich weder mit den Ansprüchen einer nachhaltigen
Entwicklung noch mit der Verantwortung gegenüber dem Mitgeschöpf Tier
vereinbaren, wenn einmal bestehende Rechtsakte aus emotionalen bzw.
rein politischen Gründen unverändert belassen werden, auch wenn neue
Erkenntnisse Anpassungen erforderlich machen. Verantwortlicher
Tierschutz sollte darüber hinaus nicht an der deutschen Grenze
aufhören.
1) Im Internet downloadbar unter: http://www.tiho-
hannover.de/einricht/bioepi/forschung/forschungsprojekte/ibei_26.htm
Rückfragen bitte an das
INSTITUT FÜR LANDWIRTSCHAFT UND UMWELT 
Konstantinstraße 90, 
53179 Bonn, 
Tel. (0228) 9 79 93 25, 
Fax (0228) 9 79 93 40, 
e-Mail  ilu@fnl.de
http://www.fnl.de/ilu/iluindex.html Abdruck kostenlos unter
Quellenangabe, Beleg erbeten, verantwortlich: Dr. Andreas Frangenberg

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