Börsen-Zeitung: Kommentar zur Ablehnung einer Fusion der Schweizer Börse SWX mit der Deutschen Börse von Christopher Kalbhenn: Diplomatische Abfuhr
Frankfurt (ots)
Alle Versuche Werner Seiferts, die Bedenken der Schweizer gegen eine Fusion der Deutschen Börse mit der SWX zu zerstreuen, haben nicht gefruchtet. Die Beteuerungen des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Börse, dass sich an den Markt- und regulatorischen Strukturen in der Schweiz nichts ändern würde, konnten weder die eidgenössische Öffentlichkeit noch den Verwaltungsrat der Schweizer Börse für deren Übernahme durch den Frankfurter Marktbetreiber gewinnen.
Am Freitag waren die Beteiligten um Schadenbegrenzung bemüht. Die Erklärung der SWX, zwar nicht über eine Fusion verhandeln zu wollen, aber zu weiteren Kooperationsgesprächen bereit zu sein, hat zunächst den Zweck, die gemeinsamen Unternehmen Eurex und Stoxx möglichst einvernehmlich weiter führen zu können. In diesem Sinne ist auch die mit bestechendem Fingerspitzengefühl überschriebene Presseerklärung der Deutschen Börse zu verstehen (Deutsche Börse begrüßt Entscheidung des SWX-Verwaltungsrats). Die diplomatische Verpackung ändert jedoch nichts daran, dass die SWX der Deutschen Börse eine Abfuhr erteilt hat.
Nach mehreren vergeblichen Anläufen, mit anderen Börsen, darunter insbesondere der London Stock Exchange, ins Geschäft zu kommen, hat die Deutsche Börse in ihrem Streben nach einer führenden Rolle in der europäischen Börsenkonsolidierung einen weiteren Rückschlag erlitten. Ihre Position könnte sich nun geschwächt haben. Denn das Nein aus Zürich wird die Chancen, andere potenzielle Partner wie die Börsenbetreiber Spaniens und Italiens für sich zu gewinnen, nicht gerade fördern. Es besteht aber auch kein Grund zur Dramatisierung. Die Deutsche Börse wiederholt nur die Erfahrung, dass Konsolidierungsschritte auf der Börsenbetreiberebene ein Politikum und damit schwer durchzusetzen sind. Euronext entstand als Reaktion der Börsen von Paris, Amsterdam und Brüssel auf eine drohende, übermächtige Allianz zwischen Frankfurt und London. Zudem läuft Euronext nicht rund, wie der Aufstand der niederländischen Wertpapierbranche zeigt.
Börsenfusionen sind auch nicht das einzige zur Auswahl stehende Konsolidierungsformat. Konsolidierung kann auch auf anderen Ebenen wie z.B. der Handelstechnologie erfolgen. Sofern die von der SWX erklärte Bereitschaft, weitere Gespräche zu führen, ernst gemeint ist, bleibt der Deutschen Börse die Perspektive, unter Umständen den Schweizer Wertpapierhandel für Xetra zu gewinnen. Auch dies wäre ein wenn auch gegenüber einer Fusion kleiner Geländegewinn. Die Schweizer von Xetra zu überzeugen, wird jedoch ebenfalls nicht leicht fallen.
(Börsen-Zeitung, 21.8.2004)
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