Börsen-Zeitung: Zinspause statt Zinswende, Kommentar zum US-Leitzins von Jürgen Schaaf
Frankfurt (ots)
Alles schaut heute Abend gebannt auf die amerikanische Notenbank. Die Märkte erwarten mit einer Wahrscheinlichkeit von 80%, dass Fed-Chef Ben Bernanke verkünden wird, der US-Leitzins werde unverändert bei 5,25% belassen. Das wäre die erste geldpolitische Sitzung ohne Zinserhöhung nach 17 aufeinanderfolgenden Treffen.
Die Entscheider stehen dabei vor einem Dilemma. Zwar kühlt die US-Wirtschaft ganz offensichtlich ab. Das nimmt den Druck von den Währungshütern, die überhitzte Konjunktur zu drosseln, so dass die Zinspause gerechtfertigt wäre. Zugleich verharrt die Inflation aber auf einem nicht tolerierbar hohen Niveau. Ein gewichtiger Grund für einen weiteren Zinsschritt.
In dieser Zwickmühle wäre die Zinspause genau die richtige Entscheidung. Abwarten und beobachten, sollte die Devise lauten. Schließlich wirkt die straffere Geldpolitik der vergangenen beiden Jahre erst mit Verzögerung. Inwieweit dies bereits zur Abschwächung der Inflationsgefahren geführt hat, wird sich erst noch zeigen. Und deshalb muss die Fed klar herausstellen, dass diese Zinspause nicht gleichzusetzen ist mit dem definitiven Ende des Straffungszyklus. Diese Fehlinterpretation geistert nämlich durchaus in Marktkreisen umher. Bereits im Frühjahr, als Bernanke schon einmal eine Pause erwogen hatte, wurde er gründlich missverstanden, was ihm vorschnell den Ruf einer zinspolitischen "Taube" bescherte. Sollte der Inflationsdruck nicht nachlassen, müsste die Zinspause jedoch unverzüglich beendet werden.
Und was vielleicht noch wichtiger ist: Bernanke sollte klarmachen, dass das Zinsniveau zukünftig strukturell höher liegen werde als in der Schlussphase seines Vorgängers, Alan Greenspan. Das heißt, auch wenn der amerikanische Konjunkturmotor stottert, sollte die amerikanische Notenbank nicht zurückfallen in die Politik des billigen Geldes. Zwar sprang die Wirtschaft nach den Liquiditätsspritzen Greenspans immer wieder an. Auswüchse an den Aktien- oder Immobilienmärkten aber waren die Begleiterscheinungen, deren zwangsläufige Korrekturen schmerzhafte Folgen für die Anleger und die Gesamtwirtschaft hatten.
Der Zeitpunkt ist daher ideal für eine Zinspause, die keine Zinswende sein darf. Sie sollte vielmehr die Rückkehr zu einer solideren Geldpolitik einläuten.
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