Rheinische Post: Belohnung für Mord - Von GREGOR MAYNTZ
Düsseldorf (ots)
Die Familien der freigelassenen südkoreanischen Geiseln machen Luftsprünge vor Begeisterung über das gute Ende in Afghanistan. Wer wollte sich nicht mit ihnen freuen? Das Glück sei ihnen gegönnt. Doch es ist verbunden mit Entsetzen. Denn das Vorgehen der südkoreanischen Regierung ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die für Frieden und Stabilität am Hindukusch ihr Leben riskieren.
Faktisch ändert die "Vereinbarung" zwischen Seoul und Taliban nichts. Südkorea wollte seine Sanitäter und Pioniere ohnehin zum Jahresende abziehen. Dass aber der längst beschlossene Schritt von den Taliban nun propagandistisch als Ergebnis ihres Vorgehens und als Beleg für den Weg zurück an die Macht in Afghanistan "verkauft" werden kann, ist geradezu eine Belohnung für Mord. Zwei südkoreanische Geiseln hatten die Terroristen getötet, um ihrer Forderung nach Freilassung gefangener Terroristen grausam Nachdruck zu verleihen. Es kann vermutet werden, dass die Geiseln ohnehin freigekommen wären. Kabul lässt inzwischen - anders als im Fall des entführten italienischen Reporters - die Gefängnistore zu, um nicht zu immer neuen Geiselnahmen zu animieren. Südkorea tut das Gegenteil. Ein "Erfolg", der schaudern lässt.
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