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Rheinische Post: Unions-Not

Düsseldorf (ots)

Von Reinhold Michels
Nun kommen bei CDU und CSU die Neunmalklugen aus dem 
sprichwörtlichen Rathaus und wissen alles viel besser als die 
gerupfte Kanzlerkandidatin Merkel, die, wenn es denn überhaupt 
klappt, nur hinkend und schwer atmend ihr Ziel erreichen wird: das 
Kanzleramt in Berlin. War es wirklich klug oder war es nicht naiv 
anzunehmen, die deutschen Wahlberechtigten honorierten es, wenn ihnen
die Schröder-Herausforderin unbequeme Wahrheiten (nur ein Stichwort: 
Mehrwertsteuer-Erhöhung) vor der Wahl sagen würde? Wenn man es 
riskiert, muss man es griffiger erklären, als Merkel dies vermocht 
hat. Gerhard Schröder (frech wie Oskar), der so tut, als sei er der 
Sieger, obwohl seine rot-grüne-Regierung weggewählt wurde, ist ein 
Beispiel dafür, dass man mit unangenehm klingenden Wahrheiten besser 
nicht vor der Wahl rausrückt.
Niemand, am allerwenigsten die hergebrachten Umfrage-Institute, haben
auch nur andeutungsweise vorhergesagt, was CDU und CSU gestern 
widerfahren ist. Aber viele Beobachter haben doch in den 
Schlusswochen vor dem Wahltag geahnt, dass Merkels Rosskur-Rezepte 
mit der vergleichsweise bitteren Arznei nicht der 
Wahlkämpfer-Weisheit letzter Schluss gewesen sind. Merkel hat dem 
Wahlvolk mehr Einsichtsfähigkeit in das, was nach ihrer Ansicht sein 
muss, zugetraut, als wirklich vorhanden ist. Das besonders schlechte 
CDU-Ergebnis im Osten unterstreicht das sehr deutlich.
Die CDU-Chefin ist auch deshalb abgestürzt, weil die CSU diesmal weit
weniger Stimmprozente auf die gemeinsame Unions-Waagschale gelegt hat
als noch 2003. Der Süden der Republik - von hier aus war zu allem 
Überfluss auch noch CSU-Chef Stoibers Furor über die Ostdeutschen 
gekommen - bleibt für die Protestantin ein weites und schwieriges 
Feld. Die neue Düsseldorfer CDU/FDP-Regierung Rüttgers startete auch 
nicht mit dem erwarteten frischen Schwung. Sie war für Merkel keine 
Last, aber eine wirkliche Hilfe stellte sie seit ihrem großen 
Wahlsieg vom 22. Mai nicht dar.

Rückfragen bitte an:

Rheinische Post
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Telefon: (0211) 505-2303

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