KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung
KBV sorgt sich um die Zukunft der Vertragsärzte
Berlin (ots)
Existenz vieler Arztpraxen in Deutschland bedroht
"Arztpraxen in sozial schwachen und ländlichen Gebieten sind in ihrer Existenz bedroht. Den klassischen Landarzt wird es in Zukunft nicht mehr geben", prognostizierte heute Dr. Leonhard Hansen in Berlin. Der Zweite Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sorgt sich um die Zukunft der Vertragsärzte. Ein Drittel der Allgemeinärzte verdient im Monat rund 1.600 Euro netto - bei einer Wochenarbeitszeit von bis zu 65 Stunden. "Natürlich haben die meisten Ärzte ein ansehnliches Auskommen - es sind aber eben längst nicht alle", erklärte er.
Die Honorare der Kassenärzte sind in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. So bekam etwa ein Urologe in den alten Bundesländern 1996 je Fall im Schnitt 53 Euro, 2001 waren es noch 46 Euro. Bei Hals-Nasen-Ohren-Ärzten sank das Honorar je Fall in diesen sechs Jahren von durchschnittlich 43 Euro auf 38 Euro.
Für ein EKG erhält ein Arzt heute circa elf Euro, für einen Hausbesuch rund 15 Euro, inklusive der therapeutischen Behandlungen. "Hier wird deutlich, dass der Verdienst dem Arbeitsaufwand und der Verantwortung nicht gerecht wird. Da ist es kein Wunder, dass viele Nachwuchsmediziner nicht mehr als Arzt arbeiten wollen. Über 20 Prozent der Studienabsolventen zieht es in die Pharmaindustrie und in andere Einrichtungen. Damit stehen sie der kurativen Versorgung nicht mehr zur Verfügung. Als Landarzt mit niedrigem Einkommen lässt sich niemand mehr nieder", so der Zweite KBV-Vorsitzende.
Besonders bedrohlich ist die Situation laut Hansen auch für Fachärzte: "Für ein Drittel der niedergelassenen Chirurgen bleiben unter dem Strich knapp 1000 Euro im Monat." Viele Praxen seien bereits jetzt verschuldet. "Für notwendige Investitionen in neue medizinische Geräte fehlt diesen Ärzten das Geld", sagte er. Zahlen aus Hamburg verdeutlichen diese Entwicklung: Dort sieht jeder vierte niedergelassene Orthopäde den Erhalt seiner Praxis als höchst gefährdet an.
"Die Arztpraxis ist ein bedeutender Zweig des Mittelstandes. Durch die finanzielle Misere werden aber immer mehr Kollegen gezwungen, Arbeitsplätze abzubauen, statt neue Arzthelferinnen einzustellen. So wird die Jobmaschine Gesundheitswesen abgewürgt", erläuterte Hansen.
Das geplante Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz der Bundesregierung bedeutet das Aus für die wohnortnahe Facharztpraxis. "Wenn junge Mediziner, die sich als Fachärzte niederlassen, nur noch Einzelverträge mit Krankenkassen schließen dürfen, wird ihnen jegliche Planungssicherheit genommen. Dann sind sie den Kassen ausgeliefert, die einzig nach wirtschaftlichen Vorgaben handeln", führte der Zweite Vorsitzende aus.
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