KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung
KBV zur ambulanten Arzneimittelversorgung
Spagat zwischen guter Versorgung und Kostendruck
Berlin (ots)
"In Deutschland bekommt jeder kranke Patient noch das, was er braucht. Allerdings bewegen wir uns bei der Behandlung einiger Krankheiten an der Grenze zur Rationierung. Verantwortlich dafür sind die strikten Sparvorgaben der Politik, verbunden mit permanenten Vorwürfen an die Ärzteschaft, sie verschreibe zu viel und zu teuer. Diese Sparpolitik zwingt die Ärzte in einen schwierigen Spagat zwischen Kostendruck und Sicherstellung einer optimalen Versorgung für den Patienten." Darauf hat heute in Berlin der Zweite Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hingewiesen. Dr. Leonhard Hansen stellte klar: "Therapierten wir alle Kranken, also auch diejenigen, die bislang nicht in ärztlicher Behandlung sind, bei bestimmten Erkrankungen - zum Beispiel bei koronaren Herzkrankheiten - nach anerkannten Leitlinien, dann hätten wir selbst bei vorsichtigster Berechnungsweise einen Mehrbedarf von mindestens 2,24 Milliarden Euro. Unsere Berechnung bezieht sich auf sieben Erkrankungen." Damit ist keine maximale, sondern eine qualitativ optimale Versorgung gemeint.
Die KBV hat errechnet, dass beispielsweise für die leitliniengerechte Behandlung von koronaren Herzkrankheiten 864 Millionen Euro, von Osteoporose 590 Millionen Euro und von Depressionen 442 Millionen Euro zusätzlich aufgebracht werden müssten. Die medikamentöse Therapie von Asthma bronchiale schlägt mit 123 Millionen Euro, von Alzheimer Demenz mit 88 Millionen Euro und von Tumorschmerzen mit 80 Millionen Euro zu Buche.
"Die Sparzitrone Arzneimittelverordnungen ist fast ausgequetscht. Bei der Generika-Verschreibung sind wir mit über 70 Prozent Weltspitze. Das heißt: In Deutschland werden mehr als zwei Drittel aller Medikamente als Nachahmerpräparate abgegeben. Die im internationalen Vergleich zu hohen Generika-Preise hat nicht die Ärzteschaft zu verantworten. Für Einsparbemühungen des Arztes bleibt nur noch wenig Spielraum. Weitere Spardiktate würden voll zu Lasten der Patienten gehen", sagte Hansen. Er forderte die Politik auf, nicht vor dem Druck der Pharmaindustrie einzuknicken. Als Beispiel nannte der Zweite Vorsitzende die Diskussion um die Festbetragsregelung. Hansen: "Hier muss dem Bundesgesundheitsministerium und auch dem Bundeskanzleramt klar sein, dass im Gemeinsamen Bundesausschuss die Vertreter von Krankenkassen, Patienten und Ärzten an einem Strang ziehen."
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