Ein Jahr Krieg im Sudan: Eine Katastrophe für Kinder
Ein Jahr Krieg im Sudan: Eine Katastrophe für Kinder
Anhaltende Kampfhandlungen und drohende Hungersnot bedrohen das Leben der Kinder im Sudan
New York/Port Sudan/Köln, den 15. April 2023 // Ein Jahr nach Ausbruch der Gewalt im Sudan und der damit einhergehenden Verschärfung der Krise stehen das Leben, die Bildung und die Zukunft einer ganzen Generation sudanesischer Kinder auf dem Spiel.
Neben den direkten Auswirkungen der Gewalt auf Kinder hat der Krieg zu einem tödlichen Kreislauf aus Vertreibung, Krankheitsausbrüchen und Hunger geführt. Schätzungsweise vier Millionen Kinder unter fünf Jahren werden in diesem Jahr an akuter Mangelernährung leiden – 730.000 von ihnen an der lebensbedrohlichsten Form. Mehr als 90 Prozent der 19 Millionen Schulkinder im Sudan haben keinen Zugang zu formaler Bildung. Wenn Kinder nicht lernen können, droht sich dies auf ihr gesamtes Leben sowie weitere Generationen auszuwirken.
„Der brutale Krieg und die drohende Hungersnot schaffen ein unheilvolles Umfeld, in dem die Zahl der Kinder, die ihr Leben verlieren, katastrophal anzusteigen droht“, sagte der stellvertretende UNICEF-Exekutivdirektor Ted Chaiban. „Rund die Hälfte der schwer mangelernährten Kinder leben in kaum zugänglichen Gebieten, in denen aktiv gekämpft wird. Dies verschlimmert ihre Lage. All dies ist vermeidbar. Wir können Leben retten, wenn die Konfliktparteien uns den Zugang zu Menschen in Not und die Umsetzung unseres humanitären Mandats ermöglichen – ohne die Hilfe zu politisieren."
Hunger und Mangelernährung machen Kinder anfälliger für lebensbedrohliche Krankheiten wie Cholera, Masern, Malaria und Denguefieber. Die Durchimpfungsrate im Sudan ist aufgrund der Kämpfe deutlich gesunken, Hunderttausende von Kindern haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, und der Zugang zu Trinkwasser ist aufgrund der Gewalt sehr schwierig. Der sprunghafte Anstieg der Sterblichkeitsrate von Kindern, insbesondere von Jungen und Mädchen, die innerhalb des Landes vertrieben wurden, verschärft die Gefahr weiterer Todesfälle in der bevorstehenden Zeit zwischen den Ernten.
Um katastrophalen Hunger und eine Hungersnot zur vermeiden, brauchen humanitäre Organisationen uneingeschränkten und planbaren Zugang zu Menschen in Not. Die grundlegende soziale und gesundheitliche Versorgung steht vor dem Zusammenbruch, Gehälter werden vielerorts seit einem Jahr nicht mehr ausgezahlt, lebenswichtige Ressourcen sind aufgebraucht und die zivile Infrastruktur, einschließlich Krankenhäuser und Schulen, wird immer wieder angegriffen. Der Zugang von Kindern und Familien zur Gesundheits-, Nahrungs-, Wasser- und Sanitärversorgung hängt an einem seidenen Faden.
Die anhaltenden Kampfhandlungen haben dazu geführt, dass sich Berichte über schwere Kinderrechtsverletzungen zwischen 2022 und 2023 verfünffacht haben, insbesondere die Rekrutierung und der Einsatz von Kindern durch Streitkräfte und bewaffnete Gruppierungen sowie die Tötung, Verstümmelung und sexuelle Gewalt gegen Kinder. Im Jahr 2023 wurde im Sudan die höchste Zahl schwerer Kinderrechtsverletzungen seit mehr als einem Jahrzehnt festgestellt. Die tatsächlichen Zahlen sind wahrscheinlich weitaus höher als die gemeldeten, da die Überprüfung aufgrund von Zugangseinschränkungen äußerst schwierig ist.
Der Sudan hat sich auch zur weltweit größten Vertreibungskrise für Kinder entwickelt. Seit April 2023 wurden über vier Millionen Kinder aus ihren Häusern vertrieben. Eine Million von ihnen sind in Nachbarländer wie Tschad, Ägypten und den Südsudan geflohen. Viele der aufnehmenden Gemeinden kämpfen selbst mit einer schwierigen Versorgungslage.
„Das Ausmaß der Not ist so überwältigend, dass es schwierig ist, sie zu veranschaulichen – aber wir dürfen nicht vergessen, dass es sich nicht nur um Zahlen handelt“, sagte Chaiban. „Diese Zahlen stehen für Millionen von Kindern mit Namen, Geschichten, Hoffnungen und Träumen. Wenn die lebenswichtige Versorgung der Kinder nicht ausgeweitet wird, Schulen wiedereröffnet werden und der Krieg beendet wird, werden die Hoffnungen und Träume einer ganzen Generation Kinder verloren sein.“
UNICEF leistet dringend benötigte Hilfe für Kinder in den Bereichen Kinderschutz, geschlechtsspezifische Gewalt, Gesundheit, Ernährung, Wasser, Bildung und soziale Sicherung. In den kommenden sechs Monaten benötigt UNICEF 240 Millionen US-Dollar, um eine Hungersnot in den 93 am stärksten betroffenen Orten im Sudan zu verhindern.
„Nach 365 Tagen Gewalt leiden die Kinder im Sudan am stärksten. Ohne gezielte Maßnahmen und zusätzliche finanzielle Mittel droht dem Land eine Generationenkatastrophe, die schwerwiegende Folgen für das Land, die Region und darüber hinaus haben wird“, sagte Chaiban.
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Pressekontakt: UNICEF Deutschland, Christine Kahmann, Sprecherin, 030/275807919, presse@unicef.de
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