Ciclosporin in der Rheumatologie
Einsatz bei zahlreichen rheumatoiden Indikationen möglich
Nürnberg (ots)
Mit Ciclosporin begann die T-Zell-Immunsuppression bei rheumatologischen Erkrankungen. Der Experten-Workshop "Ciclosporin in der Rheumatologie" am 18. Februar 2003 im Thieme-Haus Stuttgart, moderiert von Prof. Dr. Bernhard Manger, Erlangen, unterstrich den aktuellen Stellenwert des Prototyps im Rahmen der modernen Therapiekonzepte, wie z.B. der Früh- und Kombinationstherapie bei rheumatoider Arthritis.
Prof. Dr. Gerd-Rüdiger Burmester, Berlin, bezeichnete Ciclosporin als das erste wirkungsspezifische Immuntherapeutikum, das nicht über Zellteilungsmechanismen wirkt und seinen Effekt sowohl über die Hemmung der IL-2-Synthese als auch über nachgeschaltete Zytokinwirkungen entfaltet. Dieser Effekt lässt sich in zahlreichen rheumatologischen Indikationen nutzen. So etwa in der Frühtherapie der rheumatoiden Arthritis, die nach den aktuellen Vorstellungen den frühzeitigen Einsatz eines Basistherapeutikums schon bei mäßig aktiver Erkrankung beinhaltet. Prof. Dr. Joachim Sieper, Berlin, trug die Ergebnisse der eigenen, erst kürzlich publizierten Berliner Studie an 26 Patienten mit früher rheumatoider Arthritis vor, die zur Hälfte auf eine Methotrexat-Monotherapie gut ansprachen. Die Non- Responder wurden zusätzlich entweder mit Ciclosporin (2,5-3,5 mg/kg/d) oder Placebo behandelt. Der DAS (Disease Activity Score) fiel unter Ciclosporin signifikant ab, während er unter Placebo annähernd gleich blieb.
Über ähnlich gute Erfahrungen mit der Kombinationstherapie unter Beteiligung von Ciclosporin, auch bei fortgeschrittener rheumatoider Arthritis, berichtete Prof. Dr. Klaus Krüger, München. Die so genannte Tugwell-Studie (Tugwell et al., 1995), die Ciclosporin in die Kombinationstherapie einführte, vollbrachte zwei Pionierleistungen: Sie initiierte das Design, das heute in allen vergleichbaren Studien verwendet wird, und sie wies erstmalig die gute Wirksamkeit einer Kombinationstherapie nach. Die mittlere Ciclosporin-Dosis der Patienten, die auf Methotrexat allein nicht ausreichend angesprochen hatten, lag in dieser Studie bei 2,97 mg/kg/d. Die Wirksamkeitsparameter, z.B. die Zahl der schmerzhaften und der geschwollenen Gelenke sowie die ACR-20-Kriterien, zeigten einen deutlichen Vorteil der Kombinationsgruppe aus Methotrexat und Ciclosporin gegenüber der Methotrexat-Monotherapie. Entgegen den Befürchtungen hatte die Kombinationsgruppe ein ähnliches Toxizitätsprofil und eine ähnliche Nebenwirkungsfrequenz wie unter Monotherapie. Das Ergebnis der Tugwell-Studie wurde kürzlich in einer Erlanger Studie (Antoni et al., 2002) an 86 Patienten mit rheumatoider Arthritis, die auf Methotrexat allein nicht ausreichend ansprachen, eindrucksvoll bestätigt. Außerdem konnte gezeigt werden, dass die Fortführung einer Kombinationstherapie aus Methotrexat und Ciclosporin einer Monotherapie überlegen ist. Sehr eindrucksvoll wurde außerdem bestätigt, dass es für keine andere Substanz so viele sichere Kombinationsmöglichkeiten gibt.
Die von Prof. Dr. Hubert Nüßlein, Dresden, vorgestellten Studienergebnisse zur Ciclosporin-Therapie bei Psoriasis-Arthritis sprechen für eine gute Wirksamkeit der Substanz in einer Dosierung von 3-5 mg/kg/d. Gleichzeitig vorhandene Hauterscheinungen werden deutlich verbessert.
In der Kinderrheumatologie sind Immunsuppressiva je nach Subform der juvenilen idiopathischen Arthritis indiziert. Nach Prof. Dr. Günther Dannecker, Stuttgart, ist eine frühzeitige immunsuppressive Therapie vor allem bei Polyarthritiden und bei der systemischen Arthritis erforderlich. Ciclosporin hat vor allem bei der systemischen Form einen guten Effekt und ermöglicht hier - wie in weiteren Indikationen - die in der Pädiatrie besonders wichtige Steroideinsparung.
Auch bei Kollagenosen und Vaskulitiden kann Ciclosporin therapeutisch nützlich sein. Wie Priv.-Doz. Dr. Karin Manger zum Einsatz bei systemischem Lupus erythematodes ausführte, kann Ciclosporin die Erkrankungsaktivität positiv beeinflussen, die DNA- Antikörper fallen unter Ciclosporin ab und die Schubfrequenz sinkt. Ciclosporin ist ausgeprägt wirksam bei Lupusnephritis und Zytopenien. Ein wichtiger Aspekt ist auch hier die Steroidreduktion. Bei den primären ANCA-assoziierten Vaskulitiden gibt es, wie Prof. Dr. Mathias Schneider, Düsseldorf, berichtete, zahlreiche Einzelfallberichte, wo Patienten auch mit renaler Beteiligung gut auf Ciclosporin ansprachen. Ciclosporin wird in dieser Indikation eher zur Remissionserhaltung als zur Remissionsinduktion empfohlen. Bei Morbus Behçet ist Ciclosporin zur Behandlung der Uveitis zugelassen, aber auch gegenüber weiteren Manifestationen der Erkrankung wirksam.
Prof. Dr. Karl-Uwe Petersen, Pharmakologe aus Aachen, riet bei Critical-dose-Pharmaka wie Ciclosporin zur generellen Vorsicht beim Austausch wirkstoffgleicher Präparate. Die Bioverfügbarkeit entsprechender Generika kann je nach Galenik stark variieren. Dies kann die Wirksamkeit des Präparates maßgeblich beeinflussen. Petersen: "Doch, es kommt auf die Galenik an!"
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