Lausitzer Rundschau: Wahlkampf in Hessen: RoKo reitet wieder
Cottbus (ots)
Kürzlich hat Roland Koch wieder einmal das Abendland gerettet. Wenn er die anstehende Wahl gewinne, werde er umgehend allen Schülerinnen in seinem Bundesland das Tragen des islamischen Ganzkörperschleiers Burka untersagen, kündigte der hessische Ministerpräsident kämpferisch an. Ein Anliegen, dessen besondere Dringlichkeit zum einen dadurch unterstrichen wird, dass Koch es bereits in seinem dann neunten Regierungsjahr in Angriff nehmen will. Und zum anderen dadurch, dass bisher in Hessen kein einziger Fall einer Burka tragenden Schülerin bekannt geworden ist. Nach der unsäglichen Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft von 1999 wurde Koch von den Seinen derart verehrt, dass sie im Landtagswahlkampf 2003 sogar die Figur eines Comic-Helden namens RoKo nach seinem Ebenbilde schufen. Nun ist wieder Wahlkampf - und Kochs CDU muss aktuellen Umfragen zufolge beim Urnengang Ende Januar mit herben Verlusten rechnen. Vor diesem Hintergrund ist auch sein jüngster Beitrag zur Debatte um die Integration von Nichtdeutschen zu deuten. "Wir haben zu viele kriminelle junge Ausländer", stellt Koch angesichts eines brutalen Überfalls auf einen Rentner in München fest - und macht dafür dunkle Mächte verantwortlich, die "bis vor Kurzem" in "multi-kultureller Verblendung" ein "seltsames soziologisches Verständnis" für gewalttätige Gruppen aufgebracht hätten. Den langjährigen bayerischen Innenminister und jetzigen Ministerpräsidenten Günther Beckstein von der CSU wird Koch damit wohl nicht gemeint haben, obwohl man dies angesichts des aktuellen bayerischen Falles vermuten könnte. Aber wen dann? Sei's drum - mit Kämpfen gegen unsichtbare Drachen haben sich gnadenlose Populisten zu allen Zeiten profiliert. RoKo reitet wieder.
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