Lausitzer Rundschau: BVG-Urteil zum Nachtflugverbot am Flughafen Leipzig/Halle Sanft gelandet
Cottbus (ots)
Nach heftigen Turbulenzen hat der große Frachtflieger Leipzig wieder ruhige Luftschichten erreicht: Das Bundesverwaltungsgericht gab gestern grünes Licht für einen unbegrenzten Paketversand - rund um die Uhr. Eine Entscheidung, die für die Wirtschaftsregion Gold wert ist. Denn der weltweit operierende Logistiker DHL, zwei Lufthansa-Töchter und in ihrem Gefolge viele weitere Firmen haben mit der Nachtflugerlaubnis Gewissheit, dass sie ihre Geschäfte weiter betreiben und ausbauen können. Das Frachtdrehkreuz wird damit immer mehr zu einem Jobmotor für die mitteldeutsche Region. Und die ist auf jede Stärkung dringend angewiesen. Denn entgegen ihrem unverwüstlichen Ruf als Boomtown des Ostens, gehörte Leipzig auf dem Arbeitsmarkt oft schon zu den Schlusslichtern statt zu den Leuchttürmen. Freilich: Bei den Paketdienstleistern geht es zumeist um gering qualifizierte und gering bezahlte Arbeitsplätze, die viele Beschäftige nur mit staatlichen Zweiteinkünften ausüben können. Das ist politisch ein Skandal. Für Leipzig ist die Ansiedlung der großen Posttochter dennoch von zentraler Bedeutung. Rings um den Flughafen und die Messe sind dank DHL, den Autobauern BMW und Porsche sowie vielen Zulieferern Arbeitsplätze im fünfstelligen Bereich auf lange Zeit sicher. Für die Anwohner ist es indes bitter, dass ihr Bedürfnis nach Schlaf schlicht übergangen wurde. Es wäre nicht überraschend gewesen, wenn die Männer in den roten Roben zumindest kleine Einschränkungen oder Auflagen erteilt hätten. Denn die Klagen kamen nicht nur von notorischen Nörglern, die erst ein Eigenheim am Flughafen bauten und sich dann über den Krach beschweren. Der Fluglärm ist nachts in der ganzen Stadt zu hören, auch weit jenseits der offiziellen Flugrouten. Dies jedoch scheint der Preis des ersehnten Aufschwungs Ost zu sein: Eine brummende Wirtschaft ist nicht ohne Nebengeräusche zu haben. Aufatmen kann derweil Sachsens Landesregierung: Sie hatte mit einer 500-Millionen-Patronatserklärung für uneingeschränkte Nachtflüge, die die EU-Kommission am Mittwoch kassierte, hoch gepokert. Doch die Bundesrichter haben pro Wirtschaft entschieden und sich von den Argumenten der Großunternehmen leiten lassen. Leipzig kann sich über diese sanfte, wenn auch geräuschvolle Landung freuen.
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