DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Tarifforderungen des GdF e.V. lassen Personalkosten explodieren
Langen (ots)
Die Verhandlungen der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH (DFS) mit der "Gewerkschaft der Flugsicherung e.V." (GdF e.V.) sind in eine kritische Phase getreten. Offiziell verlangt der GdF e.V. eine Tariferhöhung von 1,9 Prozent. Wie erst im Laufe der Verhandlungen deutlich wurde, gehen die Forderungen des GdF e.V. jedoch weit darüber hinaus. Sie würden die tariflichen Personalkosten der DFS drastisch in die Höhe treiben. Diesen Anstieg müssten die Kunden der DFS bezahlen, also die Fluggesellschaften - und damit am Ende jeder einzelne Fluggast.
Die DFS verhandelt derzeit und unter akuter Streikdrohung mit dem GdF e.V. Der GdF e.V. hat dazu stets erklärt, er stelle nur "maßvolle Forderungen im Ein-Prozent-Bereich". Wie sich jetzt herausstellte, ist das jedoch nur ein Teil der Wahrheit. Neben einer linearen Gehaltsanpassung von 1,9 Prozent für alle DFS-Mitarbeiter hat der GdF e.V. zahlreiche weitere Forderungen aufgestellt. Die Summe der Forderungen würde die tariflichen Personalkosten der DFS, gemessen am Stand von Herbst 2002, um mehr als zehn Prozent in die Höhe treiben und Mehrkosten von über 30 Millionen Euro auslösen. In diesem Betrag sind allerdings nur die Kosten enthalten, die exakt berechnet werden konnten. Darüber hinaus hat der GdF e.V. einige Einzelforderungen aufgestellt, die so kompliziert sind, dass ihre finanziellen Folgen bislang noch nicht beziffert werden können.
Die Mehrzahl der Forderungen bezieht sich auf die DFS-Mitarbeiter im operativen Dienst, also vor allem auf die Fluglotsen. Dies ist umso unverständlicher, als Fluglotsen zu den tariflichen Großverdienern in der Bundesrepublik zählen. In diesem Jahr, in dem es zu einer mit der Gewerkschaft ver.di ausgehandelten Bonuszahlung kommt, die vom Unternehmenserfolg bei den Personalkosten ausgeht, liegen 44 Prozent der Fluglotsen mit ihrem Jahreseinkommen über 100.000 Euro. Diese Gruppe erfüllt im Schnitt eine Wochenarbeitszeit von 26 Stunden. Zudem hält es die DFS für kritisch, dass innerhalb des Unternehmens nur eine bestimmte Berufsgruppe von dem Tarifabschluss profitieren soll. Eine solche Zweiteilung schadet dem Betriebsfrieden.
Insgesamt stellt der GdF e.V. 29 Einzelforderungen auf. Dabei geht es um neuartige Tarifverträge für einzelne Berufsgruppen in der DFS, aber auch um die Grundforderung, den alten Tarifvertrag weitgehend wieder einzuführen, der bis zum Herbst 2002 gegolten hatte. Damit will der GdF e.V. ein ganzes Bündel von Regelungen wieder rückgängig machen, die im Krisenjahr 2002 mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ausgehandelt worden waren und die der DFS mehr Flexibilität bei den Personalkosten erlaubt hatten. Von solchen zeitgerechten Lösungen mit erfolgsabhängigen Zuzahlungen in guten Zeiten bei einem ansonsten hohen Gehaltsniveau kann nach Ansicht der DFS in vielen anderen Unternehmen nur geträumt werden.
Die derzeitige Einkommenshöhe und Arbeitszeit der DFS-Lotsen richtet sich nach der Beanspruchung des Einzelnen an seinem Arbeitsplatz. Weitere massive Steigerungen, wie sie jetzt der GdF e.V. unter ständiger Streikdrohung fordert, passen nach Ansicht der DFS nicht in die tarifliche und wirtschaftliche Landschaft. Zusätzliche Personalkosten müsste die DFS an ihre Kunden, also die Fluggesellschaften, weitergeben. Dies würde die Lage der Airlines, die jetzt schon in einem harten Verdrängungswettbewerb stehen und durch den derzeitig hohen Ölpreis massiv belastet sind, weiter verschärfen. Sie hätten keine andere Wahl, als die Mehrkosten auf die Verbraucher abzuwälzen. Letztendlich würden also die Fluggäste die hohen Tarifforderungen des GdF e.V. bezahlen.
Derzeit ist noch unklar, ob es sich bei dem GdF e.V. um eine Gewerkschaft oder einen Verein handelt. Zu dieser Frage liegen zwei einander widersprechende Urteile von zwei Landesarbeitsgerichten vor. Die DFS hat deshalb ein Beschlussverfahren angestrengt, in dem geprüft wird, ob der GdF e.V. alle Voraussetzungen für eine Gewerkschaft erfüllt. Dieses Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.
Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH ist ein bundeseigenes, privatrechtlich organisiertes Unternehmen mit rund 5500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Aufgabe ist die Durchführung, Bereitstellung und Entwicklung von Flugsicherungsdiensten. Die Flugsicherung koordiniert täglich mehrere tausend Flugbewegungen, im Jahr mehr als 2,5 Millionen. Dafür betreibt sie in Langen bei Frankfurt die größte Kontrollzentrale Europas sowie vier weitere Radarkontrollzentralen in Berlin, Bremen, Karlsruhe und München. Außerdem ist die DFS in der Maastrichter EUROCONTROL-Zentrale, an den 17 internationalen Flughäfen Deutschlands und am Regionalflughafen Niederrhein durch Fluglotsen und anderes Fachpersonal vertreten. Neben dem Tagesgeschäft entwickelt die DFS Flugsicherungs-, Ortungs- und Navigationssysteme. Das Unternehmen sammelt alle flugrelevanten Daten und lässt sie in seine Produkte und Dienstleistungen, wie Luftfahrtkarten und Flugberatung einfließen. In seiner Akademie bildet das Unternehmen jährlich zahlreiche Nachwuchskräfte aus. Im Hinblick auf das Zusammenwachsen Europas engagiert sich die DFS in zukunftsweisenden europäischen Projekten wie z. B. einer gemeinsamen europäischen Flugdatenbank und einem Satellitensystem.
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