KMK-Rechtschreibrat: Kritiker unerwünscht
Erlangen (ots)
Heftige Kritik an dem von der Kultusministerkonferenz (KMK) jetzt eingesetzten "Rat für deutsche Rechtschreibung" übt die DEUTSCHE SPRACHWELT. Die Sprachzeitung wirft den Ministern vor allem vor, daß der Rat nicht repräsentativ besetzt sei. Laut Allensbach-Umfrage befürworteten im September nur elf Prozent der Deutschen die Rechtschreibreform. Im Rechtschreibrat der KMK ist das Verhältnis jedoch umgekehrt: 95 Prozent der Mitglieder befürworten die Reform. Nur zwei der insgesamt 36 Sitze sollen an die Reformkritiker der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gehen. Der Rest ist vor allem mit Institutionen besetzt, die bereits zuvor im Beirat der Rechtschreibkommission saßen. Dort haben sie die Reform mitgetragen und nie kritisiert. Einige, wie die Wörterbuch- und Schulbuchverlage, haben an ihr sogar kräftig verdient.
Das Angebot der größten deutschen Sprachzeitung - nach einer Befragung hat sie rund 80.000 Leser -, im neuen Rat für deutsche Rechtschreibung mitzuwirken, schlug die KMK vor kurzem aus. Vermutlich ist den Kultusministern die DEUTSCHE SPRACHWELT zu kritisch. Für die Zeitung haben zahlreiche bekannte Reformkritiker geschrieben, unter anderem der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff und die Germanistik-Professoren Theodor Ickler und Horst Haider Munske.
"Obwohl die DEUTSCHE SPRACHWELT immer wieder zur Versachlichung der Rechtschreibdebatte aufgerufen und zahlreiche Sachbeiträge veröffentlicht hat, wird sie von der KMK übergangen", so Schriftleiter Thomas Paulwitz. Eine Erklärung dafür könnte die Ansicht eines der Hauptverantwortlichen für die Durchsetzung der Rechtschreibreform sein. Der im hessischen Kultusministerium arbeitende Ministerialrat Christoph Stillemunkes zählt die DEUTSCHE SPRACHWELT "zu den ideologisch verbohrten Gegnern der Rechtschreibreform", wie er kürzlich schrieb.
Der Vorsitzende des Herausgebervereins der DEUTSCHEN SPRACHWELT, Professor Hans-Manfred Niedetzky, fordert die sprachbewußten Menschen auf, weiterhin passiven Widerstand gegen die staatlich verordnete Schreibwillkür zu leisten. Niedetzky meint: "Das Verhalten der Ministerpräsidenten und der Kultusminister erinnert mich in beängstigender Weise an die Betonköpfigkeit sozialistischer Diktaturen, die ebenso starrköpfig versuchten, die Wirklichkeit ihrer abgehobenen Scheinwelt anzupassen. Letztlich scheiterten sie aber damit."
Zur Pressemitteilung: http://www.deutsche-sprachwelt.de/berichte/pm-2004-10-15.shtml
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