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Berliner Morgenpost: Was Schulen und Unis dringend nötig haben - Kommentar

Berlin (ots)

Es gibt wohl kaum ein Thema, bei dem postulierte
Wirklichkeit und gefühlte Wirklichkeit so weit auseinander liegen wie
bei der Bildung. Bildung, Bildung, Bildung, das beschreiben seit 
Jahren, Jahrzehnten, landauf, landab, Politiker aller Parteien als 
das zentrale Anliegen ihrer Politik. Das Zukunftsthema, das 
Megathema, das Wasweißichnochalles. Bildung - das ist, nicht nur in 
den Sonntagsreden der Politiker und Interessenvertreter, unsere 
Antwort auf die globalisierte Welt. Mindestens.
Auf der anderen Seite wissen mindestens ebenso lange Schüler, 
Studenten, Eltern, Lehrer und Gelehrte, dass es so nun wirklich nicht
weiter geht an der Schule, an der Hochschule, auch nicht im 
Kindergarten. Zu volle Klassen, überforderte Lehrer, zu schlechte 
Ausstattung, überfüllte Hörsäle, zu wenig Förderung, zu wenig 
Forderung, mangelhafte Fortbildung, mangelhafte Integration, zu 
wenige Fremdsprachen, zu wenige Computer, zu wenig Geld. Fürs Gehalt,
für die Fibeln, für neue Gebäude, für notwendige Reformen, für mehr 
Nähe, für gleiche Chancen, für alles. Es nimmt kein Ende, niemals.
Irgendwas läuft schief.
Wir stecken jedes Jahr deutlich mehr als Hundert Milliarden Euro, je 
nachdem, was man alles dazuzählt, in unsere Bildung. Wir reformieren 
unsere Schulen und Studiengänge, was das Zeug hält, wir beschleunigen
die Ausbildungsgänge, und dann entschleunigen wir sie wieder. Wir 
fassen zusammen und separieren, wir lieben unsere Kinder, sind früher
selbst auf die Straße gegangen - für bessere Bildung natürlich. Und 
wir wussten doch auch ganz genau, wie das funktionieren könnte. 
Damals. Nun, diverse Bildungsoffensiven später, stehen wir da mit 
unserm Talent und schauen in die wissbegierigen Augen unserer 
Jugendlichen, die zu recht etwas erwarten von uns, und müssen 
zugeben: Nein, besser gemacht haben wir es irgendwie auch nicht.
Alles noch mal von vorn also? Zurück auf Los? Neue Reform? Neues 
Geld? Neue Chance?
Man darf darüber nachdenken, man darf immer auch Neues wagen, gerade 
im Bildungsbereich. Nur: Daran hat es ja nicht gefehlt in der 
Vergangenheit. Eher an Beständigkeit, Berechenbarkeit, Kontinuität. 
Qualitäten, die verdammt wichtig sind fürs Erwachsenwerden, in der 
Familie. Aber eben auch in unseren Schulen und Hochschulen. Möglichst
vielen möglichst viel Verlässlichkeit zu liefern, das muss das Ziel 
der Bildungspolitik der kommenden Jahrzehnte sein. Bundesweit, und in
Berlin erst recht.
Dazu noch, eigentlich ganz selbstverständlich: der Griff an die 
eigene Nase, der Versuch, es selbst besser zu machen als unsere 
Vorgänger. Die besseren Eltern zu sein, die besseren Lehrer, die 
besseren Professoren, auch die besseren Trainer. Es liegt gar nicht 
immer an der falschen oder richtigen Politik. An einzelnen Menschen, 
das weiß jeder, der Kinder auf der Schule, D-Jugendliche beim 
Fußballtraining oder Erstsemester an der Uni hat, hängt am Ende der 
Erfolg jedes noch so filigran ausgetüftelten, noch so gut 
ausgestatteten Bildungssystems.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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