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WAZ: Managergehälter und Neiddebatte Kapitalismus verkraftet einen wie Claassen - Leitartikel von Wolfgang Pott
Essen (ots)
Mit nackten Zahlen ist die Neiddebatte um Managergehälter schnell ausgelöst: 13,2 Millionen Euro für Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. 5,9 Millionen für Linde-Chef Wolfgang Reitzle, 4,5 Millionen für Daimler-Chrysler-Lenker Dieter Zetsche. Diese Betrachtung ist viel zu einfach.
Zunächst einmal muss mit einem Vorurteil aufgeräumt werden. Zu glauben, Vorstände könnten sich einfach so aus der Kasse bedienen, könnten ihr eigenes Gehalt festlegen, den fixen Anteil möglichst hoch, den variablen (erfolgsabhängigen) Anteil möglichst niedrig ansetzen, ist Blödsinn. Sie geben sich auch nicht selbst eine Abfindung obendrauf, wenn sie das Unternehmen vorzeitig verlassen. Das alles legen Personalausschüsse und Aufsichtsräte fest. Die Vorstandschefs freuen sich anschließend höchstens über ihre stattliche Entlohnung. Wer will es ihnen verdenken.
Wenn Ex-Daimler-Chef Schrempp im Nachhinein 50 Millionen Euro über Aktienoptionen kassiert und Noch-EnBW-Chef Utz Claassen nach seinem Ausscheiden eine "Frührente" über jährlich 400 000 Euro einstreicht, kann man ihnen zu Recht Raffgier vorwerfen. Verantwortlich dafür sind aber diejenigen, die so etwas bewilligen.
Kritisiert werden die hohen Gehälter der Top-Manager schon länger, ebenso die hohen Abfindungen. Genau diese Kritik hat zu einem vorsichtigen Umdenken in den Konzernen geführt. Deren Vorstände werden mehr denn je am Erfolg des Unternehmens gemessen. Laufen die Geschäfte gut, wird überdurchschnittlich verdient. Läuft es nicht so gut, sackt die Vergütung ab. Daimler-Chrysler ist dafür das beste Beispiel. Keine Welt AG mehr, die bevorstehende Trennung von Chrysler - da muss auch der Vorstand finanziell bluten und kassiert statt durchschnittlich 2,98 Millionen Euro in 2005 nur noch 1,58 Millionen in 2006.
Mit der Kritik an hohen Managergehältern wird zugleich auch Kritik am Kapitalismus geübt. Doch diese Betrachtung ist zu einseitig. Unternehmen sind keine Wohltätigkeitseinrichtungen, deren Manager sind keine Wohltäter. Sie sind zuerst am Gewinn interessiert. Das mag mancher kritisieren. Doch es hat positive Folgen für die Gemeinschaft. Seit Monaten legt die deutsche Wirtschaft wieder gute Zahlen vor. Davon profitiert das Gros der Gesellschaft. Bester Beweis ist der Rückgang der Arbeitslosenzahlen. Ein Raffzahn wie Claassen tut dem funktionierenden kapitalistischen System zwar nicht gut. Doch er tut ihm auch nicht weh. Das sollte man bei aller Empörung nicht vergessen.
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