Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Starrsinn kippt die Stimmung - Leitartikel von Annika Fischer
Essen (ots)
Wie lange streiten und streiken sie nun schon? Den ganzen Sommer! Den Bahnkunden reicht's jetzt, der Gewerkschaft der Lokomotivführer noch immer nicht: Sie will 30 Prozent mehr Lohn, da bleibt der Vorsitzende stur. Der hatte gestern endlich einen richtigen Streiktag, einen, der schmerzte.
Und das, obwohl Manfred Schell längst wieder mit Bahn-Mehdorn am Tisch saß. Als hätte er nicht gewusst, dass Gespräch und geplanter Ausstand zusammenfielen, bedauerte er mit Unschuldsmiene: Leider, leider sei es nun zu spät und der Protest nicht mehr abzusagen. So kurzfristig konnte er nicht? Er wollte nicht. Solcher Starrsinn bremst nicht nur den Zugverkehr.
Und die Stimmung kippt. Denn Frust gab es Freitag nicht nur auf Bahnsteigen, sondern auch auf den Autobahnen. Stau, Stau, Stau - weil Pendler umstiegen, die sonst dem Zug noch tapfer treu bleiben. Zwar ist der Streik ein gutes Recht und kann nur wirken, wenn er wehtut - so funktioniert der Arbeitskampf. Nur braucht der dazu noch etwas anderes: Solidarität. Und die kann man auch verspielen.
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