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WAZ: Bergbau - Erster Ernstfall für die Kohlestiftung - Leitartikel von Thomas Wels

Essen (ots)

Nun hat Wilhelm Bonse-Geuking, Chef der
RAG-Stiftung, den Fall des Paragrafen 2 Punkt a. in unerwarteter 
Dimension am Bein. Laut Satzung muss sich die Stiftung um die 
Belastungen des Bergbaus für Umwelt und Natur kümmern - das Beben im 
Saarland war gewiss eine Belastung für Umwelt und Natur.
Für Erdbeben ist nie der richtige Zeitpunkt, dennoch kommt der 
Abbaustopp für den Steinkohlebergbau im Saarland für den früheren 
BP-Manager zur Unzeit. Ein vorzeitiges Aus der Zeche Ensdorf kostet 
viel Geld - Geld, das die Stiftung noch nicht hat. Das Bergwerk 
fördert die Steinkohle für deutsche Verhältnisse am kostengünstigsten
zu 130 Euro die Tonne. Das ist halb so viel wie im Bergwerk Ost in 
Hamm, was zeigt: Das Ende für Ensdorf wirft die Planung der RAG über 
den Haufen, ganz abgesehen von den Abschreibungen, die auf das 
Unternehmen zukommen, und den Belastungen zur Absicherung der 3600 
Bergleute.
Der Unwägbarkeiten sind noch mehr. Die Finanzmarktkrise samt 
Börsen-Tohuwabohu haben das Vorhaben erledigt, die Evonik AG in 
diesem Jahr noch an der Börse zu verkaufen. Also muss jetzt ein 
Investor her, der willens ist, für ein Viertel am Essener 
Mischkonzern einen anständigen Preis zu bezahlen, der dem Unternehmen
einige Jahre treu bleiben will und der versteht, was es heißt, sich 
mit der Stiftung und all ihren politischen Vorgaben in ein Boot zu 
setzen. Leicht ist das nicht, aber die Zeit drängt. Schließlich hat 
sich die Stiftung bereits mit 1,2 Milliarden Euro für die Auslösung 
der Alt-Eigentümer der Evonik verschuldet, die Zinszahlungen dafür 
laufen.
Der finanzielle Druck und das Beben im Saarland sind ein 
Vorgeschmack auf das, was noch so alles kommen kann. Der 
Bundesrechnungshof hat mehr als deutlich auf die unkalkulierbaren 
Risiken der Bergbau-Altlasten hingewiesen. Bei 2200 Schächten in den 
Kohlerevieren steht deren exakte Lage noch gar nicht fest. 400 
Millionen Euro jährlich kostet das Abpumpen des Grubenwassers - jedes
Jahr für alle Ewigkeit. Das zeigt noch einmal die Dimensionen von 
weit über 100 Jahren Bergbau-Tradition im Revier. Und es zeigt, 
welche enormen Kosten damit verbunden sind.
Die Stiftung hat die Aufgabe, das Geld für den Auslaufbergbau 
herbeizuschaffen. Der Kompromiss, Evonik als Ganzes in erster Linie 
über die Börse zu verkaufen, macht das nicht leicht. Dennoch: Die 
Kompromissfindung war mühsam genug. Alle Beteiligten sollten die 
Sache pragmatisch angehen. Dazu gehört auch, auf weitere Risiken beim
Bergbau zu verzichten.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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