Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Annäherung ohne Wandel? - Kommentar von Lutz Heuken
Essen (ots)
Wandel durch Annäherung: Das war die Grundlage der Brandtschen Ost-Politik. Die Geschichte gab den Anhängern dieser Auffassung Recht gegenüber den Kalten Kriegern. Nicht an den Waffen und der Macht des Westens zerbrach der Osten letztendlich, sondern an dem Ruf der Bürger nach Freiheit und Wohlstand.
Wandel durch Annäherung - das war und ist auch das Konzept des Westens gegenüber der Entwicklungsdiktatur in China. Die Theorie dahinter: Wenn sich China weiterhin ökonomisch so rasant entwickelt wie in den letzten Jahren, dann wird sich auch dort der Wunsch der Menschen nach bürgerlichen Freiheiten nicht länger unterdrücken lassen.
Noch aber ist völlig unklar, ob dieses Konzept aufgeht. Im Vorfeld der Olympischen Spiele werden die Widersprüche des chinesischen Staatskapitalismus dramatisch freigelegt: Wie gerne würde Peking der Welt ein freundliches, fortschrittliches Gastgeberland vorgaukeln. Doch wie hilflos reagieren die Herren Diktatoren schon auf die leise Möglichkeit eines Protestes: Studenten für die Zeit der Spiele auszusperren, ist schäbig und zutiefst provinziell.
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