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WAZ: Games Convention in Leipzig - Der digitale Spieltrieb. Leitartikel von Thomas Mader

Essen (ots)

Die Games haben die Spiele abgelöst, da muss man
sich nichts vormachen. Games, das ist nicht nur das englische Wort 
für etwas Althergebrachtes. Räuber und Gendarm mit dem Nachbarn war 
vorgestern, heute beschießt sich Kevin online mit einem Mitspieler in
Kalifornien oder Kenia. Jedes Kind spielt heute international. Das 
bringt eine neue Qualität mit sich: die Digitalisierung des 
Spieltriebs. Härteren Bildern folgen härtere Gefühle, starke 
Scheinwelten fordern starke Teilnahme, höhere Verfügbarkeit bewirkt 
mehr Konsum. Und das hat Folgen - wirtschaftlich, gesellschaftlich 
und gesundheitlich.
Bei der Games Convention in Leipzig steht vor allem die 
wirtschaftliche Chance im Fokus. Denn das "Zocken" hat bereits die 
Mitte der Gesellschaft erreicht: Jeder dritte Deutsche spielt an 
Computer oder Konsole, bei den 14- bis 29-Jährigen liegt der Anteil 
gar bei etwa zwei Dritteln. Folgerichtig hat die Games-Branche 
bereits den Filmmarkt ausgestochen. 2007 erwirtschaftete sie mehr als
30 Milliarden Euro, davon etwa zwei Milliarden in Deutschland.
Die wirtschaftlichen Interessen sind also enorm, weshalb viele 
Vertreter (ebenso wie Anwender) ausgesprochen genervt reagieren, wenn
man ihnen die pathologischen Auswüchse vorhält: Verrohung, Sucht, 
Verfettung. Dabei sind diese Folgen ebenfalls in der Mitte der 
Gesellschaft angekommen. Nach einer Studie der Uni Koblenz-Landau ist
bereits jeder zehnte Jugendliche süchtig nach Computerspielen.
Das bestätigt Klaus Wölfing, der am Main-zer Universitätsklinikum
das erste Therapiezentrum für Computerspielsüchtige leitet. 
"Jugendliche sind eher gefährdet, abhängig von Online-Spielen zu 
werden als von Alkohol oder Haschisch." Die Folgen seien 
"Schlafmangel, Fehlernährung und vollkommene Isolation von der 
Außenwelt".
Natürlich gibt es auch positive Folgen: Games trainieren die 
Reflexe, das Koordinationsvermögen, ebenso die Fingerfertigkeit. Eine
Studie hat ergeben, dass Zocker wahrscheinlich gute Chirurgen 
abgäben. Und es ist ja unbestritten, dass Games Spaß machen, die 
Kreativität herausfordern, in manchen Fällen sogar Brutalität von der
Straße auf den Monitor verlagern können.
Wahrscheinlich ist jedoch, dass diese unwahrscheinliche digitale 
Energie sich nur dann positiv auswirkt, wenn sie vom sozialen Umfeld 
entsprechend kanalisiert wird. Die Games muss man nicht aufhalten. 
Aber man sollte die Kinder lehren, mit ihnen umzugehen - im 
Elternhaus ebenso wie in der Schule.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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