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WAZ: Klimakonferenz gescheitert - Die Lehren aus Flopenhagen - Leitartikel von Jürgen Polzin

Essen (ots)

Nichts steht in dem Papier von Kopenhagen. Weder hat
Klimaschutz darin eine rechtliche Verbindlichkeit, noch gibt es einen
zeitlichen Rahmen dafür, die Eckpunkte zu einem weltweiten Abkommen 
weiterzuspinnen. Das Bekennen, die Erderwärmung auf zwei Grad zu 
beschränken, hatten die wichtigsten Industriestaaten bereits vor dem 
UN-Klimagipfel unterschrieben. Dort aber ist es nicht gelungen 
festzuhalten, wie dieses Ziel erreicht werden soll. Nach zwei Jahren 
Vorbereitung und zweiwöchigem Palaver ist die Konferenz gescheitert. 
Und vielleicht ist das gut so. Denn das Fiasko könnte einen neuen 
Anfang markieren.
In Kopenhagen hat sich gezeigt, dass die Welt noch nicht so weit 
ist. Dass die Abkoppelung des Wohlstands vom Ausstoß der 
Treibhausgase politisch noch nicht zu organisieren ist. Dass es eine 
Übereinstimmung darin gibt, dass kein Land das Klimaproblem alleine 
lösen kann. Dass aber der Wille fehlt, um den ersten Schritt zu 
machen. Selbst der einzige Erfolg der Konferenz, 120 Staats- und 
Regierungschefs an einem Tisch zu versammeln, reichte nicht.
Gescheitert ist Kopenhagen am Misstrauen, an den tiefen Gräben 
zwischen Arm und Reich, am fehlenden Vertrauen. An der Kluft zwischen
aufstrebenden Ländern und den Industriestaaten, die Wohlstand auch 
dadurch erlangt haben, indem sie die Atmosphäre als Müllhalde 
benutzten. Daran, dass die Welt, wie wir sie kennen, eine andere 
geworden ist. Indien, die größte Demokratie der Erde, hat einen 
Stahl-Milliardär wie Lakshmi Mittal, doch weite Teile der Bevölkerung
leben in bitterer Armut. China ist kein Entwicklungsland, China ist 
der größte Gläubiger der USA.
Die EU und Deutschland als Klimaschutzmotor zeigen, dass ein 
Kohlenstoffmarkt eine ökonomisch vernünftige Herangehensweise an das 
Problem sein kann. Doch die Europäer vermochten es nicht, zwischen 
den großen Blöcken zu vermitteln. Die Spielregeln der 
UN-Verhandlungen schreiben vor, dass jeder gehört und jede 
Entscheidung einstimmig gefällt werden muss. Auch das machte einen 
Kopenhagener Vertrag unmöglich.
Das Scheitern in Kopenhagen ist ein verheerendes Signal für die 
Öffentlichkeit, es unterspült Investitionen der Wirtschaft. Doch es 
könnte ein neuer Anfang sein. Die Notwendigkeit, unseren Umgang mit 
Energie zu überdenken, ist größer denn je. Nicht nur wegen des 
Klimawandels, sondern auch wegen der begrenzten Rohstoffe und der 
drohenden Verteilungskämpfe.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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