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WAZ: Der neue und der alte Schumacher. Kommentar von Reinhard Schüssler

Essen (ots)

Eine Formel-1-Weltmeisterschaft wird nicht an einem
Tag entschieden. Sondern in Etappen. Anders als bei der Tour de 
France, bei der das Abschneiden auf dem ersten Teilstück nichts über 
den späteren Sieger verrät, gibt das erste WM-Rennen in der 
Motorsport-Königsklasse jedoch sehr wohl Fingerzeige für den 
Saisonverlauf. So zeichnete sich 2009 die Dominanz von Brawn GP und 
Jenson Button schon beim Auftakt ab. Zwar wurde sie in der zweiten 
Saisonhälfte gebrochen, aber da war es für die Konkurrenz bereits zu 
spät.
Auf eine noch rechtzeitige Verschiebung der Kräfteverhältnisse 
setzen diesmal Mercedes und Michael Schumacher. Nachdem das von 
weltweitem Trommelwirbel begleitete Comeback des siebenmaligen 
Weltmeisters in Bahrain mit Platz sechs -  noch hinter seinem 
Teamkollegen Nico Rosberg - vergleichsweise unspektakulär, um nicht 
zu sagen: ernüchternd ausgefallen ist, bleibt den vermeintlichen 
Traum-Partnern nichts anderes übrig, als auf den Zeitfaktor zu 
setzen. So merkwürdig dies bei einem 41-Jährigen auch klingen mag.
Jedenfalls befeuert gleich das erste Rennen die seit Monaten 
schwelende Diskussion, warum sich Schumacher das angetan hat. Dass in
den Reaktionen aus Italien nach dem Doppelsieg durch Fernando Alonso 
und Felipe Massa  Genugtuung bis Schadenfreude herauszuhören ist, 
kann kaum verwundern.
Ob die in Deutschland ausgebrochene "Schumania" womöglich schon 
wieder abflaut, noch bevor das ganze Sortiment  der silbernen 
Schumi-Werbeartikel in den Ladenregalen liegt, hängt  vor allem von 
Sebastian Vettel ab. Gestern verhinderte wohl nur ein Defekt, dass 
der Heppenheimer als strahlender Sieger den 19 Jahre älteren 
Rekord-Champion total in den Schatten stellte. Aber die Art und 
Weise, wie er  - auch ohne Vollgas geben zu können - die silberne 
Konkurrenz in Schach hielt, bestätigt jene Experten, die Vettel mit 
dem jungen Schumacher vergleichen.
Erfüllt der 22-Jährige die hohen Erwartungen, stellt sich die 
Frage von allein: Wozu braucht ein Volk von Autofreaks,  das einen 
"neuen Schumacher" hat, noch den alten?

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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