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WAZ: Unfähigkeit der Familie. Kommentar von Tobias Bolsmann

Essen (ots)

Angesichts der jüngsten Umfrage zur Ausbildungsreife
von Jugendlichen könnte man an dieser Stelle räsonieren über die 
Erwartungen der Wirtschaft, die Haltung der Gewerkschaften oder die 
Möglichkeiten des Bildungssystems.
Alles unnötig!
Die Frage von Fähigkeit oder Unfähigkeit - egal in welchem 
gesellschaftlichen Bereich - wird zuerst in der Familie beantwortet. 
Oder dem, was davon übrig geblieben ist, müsste man inzwischen wohl 
anfügen.
Wenn in der (Rest-) Familie Kindern kein Rahmen gesetzt 
wird, in dem sie zumindest einen Hauch von Disziplin und 
Leistungsbereitschaft kennenlernen, ist es kein Wunder, wenn sich die
Schreib-, Lese- und Konzentrationsfähigkeit später auf 160 Zeichen 
SMS reduziert. Und Pünktlichkeit lediglich bei der Vorabendserie auf 
einem Privatsender für wichtig erachtet wird.
Der Ernst des Lebens beginnt viel eher als manche Menschen denken.
Die Aussichten, früh angelegte Defizite zu reparieren, sind 
zweifelhaft. Lehrer könnte man teilweise boshaft als 
Unterrichtsvollzugsbeamte bezeichnen. Vielleicht wäre es mal eine 
Idee, die Versetzung auch von Kopfnoten abhängig zu 
machen . . .
Deshalb macht die Diskussion um die Ausbildungsreife auch ratlos. 
Denn jene, die sie in erster Linie betrifft, nehmen sie gar nicht 
wahr.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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