Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Ein bisschen mehr Renten-Klarheit. Kommentar von Dietmar Seher
Essen (ots)
Für die Politik war die Rente immer auch ein Spiel. Sie hat Erfolge für erfolgreiche Wahlergebnisse genutzt. Sie hat sich manches Rentner-Vertrauen erschlichen. Sie hat schwer Verdauliches getarnt. Adenauer versprach den Kriegerwitwen eine segensreiche Reform. Die Bundestagswahl 1957 nahm er im Triumph. Schmidt sagte 1976 zehn Prozent Erhöhung vor dem Wahltag zu und kassierte die Zusage später ein. Die große Koalition schwor 2009, Renten würden nicht mehr sinken. Jetzt steigen sie im Westen um 0,25 Prozent. Wer 800 Euro hat, bekommt zwei Euro mehr. Das ist, die Inflation berücksichtigt, ein Minus. Komplizierte Regeln. Undurchschaubare Berechnungen. Unverständliche Fachbegriffe. Vielleicht müssen sie sein. Aber die Politik nutzt sie auch, um zu verschleiern. Demografischer Faktor heißen sie oder Nettolohnbezug oder Alterseinkünftegesetz und alles wird übersetzt in der sehr eigenen Blümschen Interpretation: Die Rente ist sicher. Dabei ist es nicht die heutige Rentnergeneration, die sich schwarz ärgern muss. Sie lebt, in der Mehrheit, noch recht gut. Weit schwerer werden es unsere Kinder und Enkel haben. Sagt ihnen, wenigstens, die Wahrheit in klaren Worten.
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