Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Franziskus scheut die Konfrontation. Kommentar von Walter Bau
Essen (ots)
Die Entscheidung des Papstes, den umstrittenen Limburger Bischof Tebartz-van Elst zwar im Amt zu belassen, ihn aber für eine unbestimmte Zeit aus seinem Bistum abzuziehen, wirkt verdächtig unentschlossen. Scheut sich Franziskus, selbst erklärter Fürsprecher einer "armen Kirche für die Armen", den Bischof für seine völlig überzogene, 31 Millionen Euro teure Residenz und den drohenden Strafbefehl wegen einer falschen eidesstattlichen Erklärung ohne Wenn und Aber aus Limburg abzuziehen? Ausgeschlossen ist das nicht. Der für seine konservative Linie in Glaubensfragen bekannte Tebartz-van Elst hat im Vatikan, in dem die Bewahrer nach wie vor über große Macht verfügen, viele Unterstützer. Womöglich will der Papst diese Leute nicht verprellen und entschloss sich deshalb, Tebartz-van Elst nur "ein bisschen zu entlassen" - und dem Limburger die Möglichkeit der Rückkehr offenzulassen. Wie dieser Hirte allerdings demnächst wieder glaubwürdig vor seiner Gemeinde Enthaltsamkeit und Demut predigen soll, ist ein Rätsel. Vielleicht war es aber auch anders. Vielleicht hat sich der Papst ja für die "rheinische Lösung" entschieden. Die ginge dann so: Franz-Peter Tebartz-van Elst ist nun erst einmal weg aus Limburg, bleibt aber formell im Amt; der Titel eines Bischofs bleibt ihm ohnehin auf Lebenszeit. Franziskus könnte den Bischof so lange in seinem Exil belassen, bis eine adäquate Anschlussverwendung für ihn gefunden ist. Damit könnten beide Seiten - zumindest nach außen hin - das Gesicht wahren. Beide Deutungs-Varianten überzeugen jedoch nicht. Denn die große Mehrheit der Katholiken in Deutschland hatte auf ein klares Signal aus Rom gehofft. Bei vielen Gläubigen herrscht die klare Meinung vor, dass Verschwendung und Prunksucht, autoritäres Gehabe und arrogantes Auftreten nicht mit dem Amt und mit der Würde eines Bischofs zu vereinen sind. So gesehen, wäre es nicht nur konsequent, sondern auch hilfreich gewesen, hätte Papst Franziskus dies im Fall Tebartz-van Elst ebenfalls in aller Deutlichkeit so gesagt - und entsprechend entschlossen entschieden.
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