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WAZ: Iran hält 15 Briten fest: Zynisches Spiel in Teheran - Leitartikel von Christina Wandt
Essen (ots)
Fassungslos schauen die Briten derzeit in den Iran: Seit einer Woche werden dort 15 ihrer Landsleute festgehalten - auf der Basis eines vagen Vorwurfs, an einem geheimen Ort, ohne diplomatischen Beistand.
Nachdem es tagelang kein Lebenszeichen von den Geiseln gab, werden sie nun vollends ihrer Würde entkleidet und wie Trophäen im iranischen Fernsehen vorgeführt. In Teil eins dieser bizarren Big-Brother-Show sieht man sie beim Essen und man hört, wie Faye Turney erklärt, dass sie gut behandelt werde. Außerdem gibt die 26-Jährige zu, dass die Briten in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen seien. In einem zweiten Teil räumt nun auch einer ihrer Kameraden die Grenzverletzung ein.
Doch anders als der Iran behauptet, taugen die Filme weder als Beweismittel für das Fehlverhalten der Soldaten noch als eins für ihr Wohlbefinden. Vielleicht hat man sogar die Zustimmung der Briten zu der Ausstrahlung eingeholt, doch sie konnten kaum Nein sagen; zumal dies die erste Chance für ein Lebenszeichen an ihre bangenden Familien war. Konsularischen Zugang zu den Gefangenen hat Teheran den britischen Stellen nämlich bis heute verweigert. Ungeniert setzt sich Teheran über alle internationalen Gepflogenheiten hinweg und bestätigt so die Befürchtungen, die die internationale Staatengemeinschaft wegen des iranischen Atomprogramms hat.
Der UN-Sicherheitsrat hat nun "tiefe Besorgnis" über die Krise ausgedrückt und konsularischen Zugang zu den Gefangenen eingefordert. Hinter den Erwartungen Großbritanniens bleibt die Erklärung indes zurück. Premierminister Blair hatte darauf gesetzt, den internationalen Druck auf Teheran erhöhen zu können, nachdem er den Weg diplomatischer Bemühungen verlassen hatte. Da hatte er die Beziehungen zum Iran eingefroren und das Land öffentlich an den Pranger gestellt. Der Iran, erklärte Blair, sei international völlig isoliert. Doch Blairs Hoffnung, der Sicherheitsrat werde das iranische Vorgehen missbilligen und eine sofortige Freilassung der Gefangenen fordern, hat sich nicht erfüllt. Eine solche Formulierung scheiterte offenbar am Widerstand Russlands. Auch wenn sich der Sicherheitsrat nur selten ganz auf die Seite einer Konfliktpartei stellt, bedeutet die milde Resolution einen Rückschlag für London.
Der Iran setzt derweil sein zynisches Spiel mit den Gefangenen fort und lässt sie jetzt Briefe schreiben, in denen sie sich für das Eindringen in iranische Hoheitsgewässer entschuldigen. Ein Eindringen, das die britische Regierung unvermindert bestreitet.
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