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WAZ: Globalisierung: Solidarität und Teilhabe - Leitartikel von Thomas Wels

Essen (ots)

Morgen ist Gipfel, Globalisierungs-Gipfel,
Umwelt-Gipfel, Gipfel der Mächtigen, Gipfel der Ausbeutung, Gipfel 
der Empörung und Gipfel der Verwirrung, der sich aus einer bunten 
Melange friedliebender Demonstranten und den Chaoten aus dem 
schwarzen Block auftürmt.
Beschränken wir uns der Einfachheit halber auf die 
Globalisierung, jenes ung-Wort, das allein schon ein großes 
Durcheinander anrichtet. Der Versuch einer Entwirrung aus 
ökonomischer Sicht:
Das erste Missverständnis ist, man könne gar nicht gegen 
Globalisierung sein, weil Globalisierung ist wie das Wetter: immer 
da. Das stimmt nur zum Teil. Natürlich könnte eine deutsche Regierung
unter einem Bundeskanzler Oskar Lafontaine die Grenzen zu den 
EU-Staaten dichtmachen, Zoll-Kontrollen einführen, die D-Mark aus dem
Safe holen und den internationalen Kapitalverkehr über eine 
Devisensteuer zum Erliegen bringen. Das ginge, würde allerdings 
sogleich die Exportwirtschaft beenden, eine Massenflucht von 
Unternehmen und Arbeitsplätzen auslösen. Genau deshalb ist dann 
Globalisierung doch wieder wie Wetter: alternativlos.
Zu klären lohnt sich auch, wer warum gegen Globalisierung ist. 
Die Binnensicht ist ganz gut mit einem schrecklichen 
Kindheitserlebnis beschrieben: Mein Vater kaufte in den siebziger 
Jahren statt eines deutschen Autos einen Toyota, eines der ersten 
dieser seltsamen Fahrzeuge, deren Besitz eine gewisse Aussätzigkeit 
aller Familienmitglieder zur Folge hatte. Das ist lange her. Die 
Japaner haben übrigens genauso angefangen wie die Chinesen: mit 
Abkupfern. Heute ist Japan Mitglied der G-8-Industrienationen. Will 
sagen: Die Exporterfolge der Schwellenländer machen Industrieländern 
das Leben schwer; es zuzulassen, ist aber auch Globalisierung und 
schafft Teilhabe der Welt am weltweiten Wachstum.
Die Demonstrationen allerdings haben auch damit etwas zu tun, 
dass diese Teilhabe zu einer vermeintlich ungerechten Verteilung des 
Wohlstandes führt. Die Kritiker sagen, die Reichen würde dank der 
Globalisierung reicher und die Armen ärmer. Das ist eine 
unzureichende Darstellung: Zwar wächst die Einkommenskluft, zugleich 
aber ist die untere Hälfte der Weltbevölkerung wohlhabender geworden 
und hat im Vergleich zu den Industriestaaten aufgeholt. Gewiss, in 
Afrika ist das anders. Aber das entwertet nicht das Prinzip: Richtig 
verstandene Globalisierung, Abbau der Zoll- und Handelsschranken ist 
gelebte Eine-Welt-Solidarität. Auf zum Gipfel.

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Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de

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