Herr Gesundheitsminister Gröhe, beenden Sie das Spardiktat in der ambulanten Medizin!
Düsseldorf (ots)
Die ambulante Medizin ächzt unter dem Sparkurs im Gesundheitswesen: Massenabfertigung in den Praxen, kaum Zeit fürs Patientengespräch, Entlassung von Praxispersonal und immer mehr junge Ärzte, die ins Ausland abwandern. Wer es wirklich ernst meine mit guter Patientenversorgung, müsse etwas ändern, sagte die Freie Ärzteschaft (FÄ) am Montag im Vorfeld des Deutschen Ärztetages in Düsseldorf. Die Ärzteorganisation erwartet von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, dass er dem Kaputtsparen ein Ende bereitet. "Wir fordern eine Gebührenordnung für Kassenpatienten mit fairen und festen Preisen, eine korrekte Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) für privat Versicherte mit Inflationsausgleich sowie die Aufhebung der Budgets", so FÄ-Vorstandsvorsitzender Wieland Dietrich.
Wie seine Vorgänger lenke Gröhe bislang in die falsche Richtung und träume von staatlich dirigierten Ärztelandverschickungsprogrammen, kritisierte die FÄ. "Wir befinden uns aber in einem freiberuflichen System mit persönlicher Verantwortung der Praxisinhaber", sagte Dietrich. "Wenn die Finanzen nicht stimmen, kann sich auch kein junger Arzt in unterversorgten Regionen niederlassen." Die Probleme der Gebührenordnung für die gesetzlich Versicherten, den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM), schweige Gröhe tot - Ärzte in anderen europäischen Ländern schüttelten angesichts der unterirdischen Honorierung einzelner ärztlicher Leistungen nur den Kopf über den EBM. Zudem sei im Gegensatz zu Gebührenordnungen anderer Berufsgruppen die amtliche GOÄ seit fast 30 Jahren nicht inflationsbereinigt worden. Dietrich: "Wer als Gesundheitsminister nicht begreift, dass die finanzielle Sicherheit von Praxisärzten und der Schutz vor Kassenregressen entscheidend einen Ärztemangel hierzulande abwehren dürften, hat seinen Beruf verfehlt."
Absurd erscheine Gröhes Idee von der 4-Wochen-Wartefrist bei Fachärzten mit Terminvergabe über Callcenter. "Ein Callcenter kann die individuelle Dringlichkeit gar nicht beurteilen", betonte der FÄ-Chef. "Wenn stattdessen ein Teil der Überschüsse im Gesundheitsfonds für die Aufhebung der Budgets und Finanzierung der haus- und fachärztlichen Weiterbildung in den Arztpraxen eingesetzt würde, wäre diese Debatte schnell vorbei." Ohnehin seien die Wartezeiten im europäischen Vergleich sehr kurz - was sich ändern dürfte, wenn die ärztliche Grund- und Regelversorgung für gesetzlich Versicherte weiter nicht anständig finanziert werde.
Über die Freie Ärzteschaft e. V.
Die Freie Ärzteschaft e. V. (FÄ) ist ein Verband, der den Arztberuf als freien Beruf vertritt. Er wurde 2004 gegründet und zählt heute mehr als 2.000 Mitglieder: vorwiegend niedergelassene Haus- und Fachärzte sowie verschiedene Ärztenetze. Vorsitzender des Bundesverbandes ist Wieland Dietrich, Dermatologe in Essen. Ziel der FÄ ist eine unabhängige Medizin, bei der Patient und Arzt im Mittelpunkt stehen und die ärztliche Schweigepflicht gewahrt bleibt.
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