Westfalenpost: Egomanie statt Demokratie Von Paul Kreiner
Hagen (ots)
Italiens Wirtschaft hält es in der derzeitigen Krise für die schlechteste aller möglichen Ideen; 81 Prozent der Bürger wollen es nicht. Nur Berlusconi will das alles: den Sturz der Regierung und Neuwahlen. Und das nur, um sich persönlich zu retten. Sich ganz allein. Das Wohl des Landes spielt keine Rolle, die Besorgnisse aus Brüssel - wo es um das Schicksal des gemeinsamen Raumes Europa geht - interessieren ihn nicht.
Er ist ein starrsinniger alter Mann, der nicht merkt, dass er gehen muss. Wenn Berlusconi nach dem Staatspräsidenten und dem Parlament nun die Regierung erpresst, ihm das Ende seines Parlamentarierdaseins zu ersparen, macht er auch noch diese zu Komplizen seiner Rechtsbrüche und seiner Verkehrung der Demokratie in eine Egomanie.
Und wenn er sich - wie vergangene Woche - auf dem Titelblatt einer Illustrierten abbilden lässt - der 77-Jährige in Heiratslaune an der Seite seiner 27-jährigen "Verlobten", allerdings so wächsern zurechtgeschminkt und fotoretuschiert wie sonst nur noch einbalsamierte sozialistische Ex-Diktatoren -, dann ist das an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten.
Niemand sieht sich in der Lage, diesem gespenstischen Treiben ein Ende zu bereiten. Neuwahlen gewinnt Berlusconi womöglich. Mitten in Europa. Ist das wirklich Demokratie? So schwach und so wehrlos?
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