Neues Deutschland: Zu Afghanistan
Berlin (ots)
Ein Denkfall: Bei der Festnahme eines Verdächtigen in einer Dachgeschoss-Wohnung hat die Polizei die Mieter in allen darunter liegenden Etagen verprügelt. Sie entschuldigt sich, dass es von dem Verdächtigen feige sei, in einem Haus mit ansonsten unverdächtigen Mietern zu wohnen. Zulässig? Nein, inakzeptabel. Aber genau dieses Argument bemüht - in weit-aus schlimmeren Ausmaß - das US-Militär immer wieder, wenn es in Afghanistan (und anderswo) so genannte »Kollateralschäden« hinterlässt. Sieben Kinder tötete die US-Luftwaffe bei einem Bombenangriff gestern in Ostafghanistan und nannte es Feigheit der gesuchten Al-Qaida-Kämpfer, sich in der Nähe einer Religionsschule versteckt zu haben. Ob es dieses Versteck tatsächlich gab, wird fernab niemand beurteilen können. Die Feigheit (und Brutalität) ist jedoch eine des US-Militärs, Angriffe in solchem Umfeld zu fliegen und die Schuld für die Ermordung der Kinder abzuschieben. Aufzuwerfen ist auch eine Frage an die Bundeswehr: Ihre Tornados liefern dem US-Militär Zieldaten. Auch in diesem Fall? Es sollte im Bundestag nachgefragt werden. Vermutlich wird die Bundesregierung antworten: Einzelheiten der Einsätze unterliegen der militärischen Geheimhaltung. Wenn aber eine Aufklärung verweigert wird, ist der Anfangsverdacht begründet, dass die Bundeswehr Beihilfe zu solchen Morden leistet. Und der Generalbundesanwalt wäre verpflichtet, von sich aus eine Ermittlung einzuleiten.
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