Neues Deutschland: zu den Plänen der Gesundheitsministerin, die Zahl der Krankenkassen zu reduzieren
Berlin (ots)
Endlich, rufen jene, die schon seit langem an der Notwendigkeit hunderter Krankenkassen mit nahezu gleichen Leistungen zweifeln. Die Gesundheitsministerin will deren Zahl reduzieren. Kassen beurteilen die Sache natürlich anders; sie sehen nicht ein, weshalb sie fusionieren sollen, bezweifeln auch den finanziellen Gewinn. Doch es geht in der gesundheitspolitischen Debatte eigentlich nicht um die Zahl der Krankenkassen, sondern vielmehr darum, ein Sozialsystem zu sanieren, das für die Gesellschaft extrem bedeutsam ist, in dem Millionen Menschen beschäftigt sind, von dem zahlreiche Branchen profitieren und in dem die verschiedensten Gruppen agieren, die sich sofort vehement für ihre Interessen ins Zeug werfen. Lasst uns den großen Umsturz da lieber in kleinen Schritten angehen, mögen sich die Koalitionäre nach ihrem politischen Kassensturz gesagt haben. Weniger Kassen - dem stimmen viele zu. Standardtarife für Privatmediziner oder Gebührenabsenkung bei den Arzthonoraren - solche Pläne lassen die Bundesärztekammer zornig werden. Die Abschaffung der Privatversicherung ist vielleicht die heikelste unter den Ideen und wird daher immer gut hinter »wollen schauen« oder »werden sehen« versteckt. Geht die Taktik auf, wird bis zur Reform getestet, was durchsetzbar ist. Übrigens hat sich die Zahl der Kassen auch ohne Beschluss reduziert: Von 1209 im Jahr 1991 auf 262 im November 2005. Den Finanzen kann das nicht auf Dauer helfen.
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