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Pandemie: Notfallplanung in fast jedem zweiten Unternehmen mangelhaft

Hamburg (ots)

Im Fall einer Influenzapandemie ist die
Auftragsabwicklung bei 88 Prozent der Unternehmen in Deutschland 
gefährdet. Für jeden vierten Betrieb können die Folgen einer 
massenhaften Erkrankung der Bevölkerung existenzgefährdend sein. Der 
Grund: In der Hochphase einer solchen Krankheitswelle müssen Betriebe
damit rechnen, dass bis zu 50 Prozent der Belegschaft nicht zur 
Arbeit erscheinen. Darüber hinaus bedroht der krankheitsbedingte 
Ausfall von Zulieferern den Geschäftsbetrieb. Fast 70 Prozent der 
Unternehmen sind in einem solchen Fall von Produktionsausfällen 
betroffen. Angesichts dieser Bedrohungslage ist es erstaunlich, dass 
sich nur etwa die Hälfte der Fach- und Führungskräfte mit einem 
Notfallplan auf eine Influenzapandemie vorbereitet haben. Das sind 
Ergebnisse der Neuauflage der Studie Themenkompass Pandemie 2008, die
im Auftrag des IMWF Instituts für Management- und 
Wirtschaftsforschung und des F.A.Z.-Instituts erstellt wurde.
Rund 80 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass bei 
fehlender Notfallplanung im Pandemiefall mit großen Umsatzverlusten 
zu rechnen ist. Trotz dieses großen Problembewusstseins hinken 45 
Prozent der Betriebe mit ihrer Pandemievorsorge hinterher. Die große 
Mehrheit dieser Firmen (91 Prozent) kommt aus dem Mittelstand. 
Immerhin 41 Prozent haben ihre Planungslücke erkannt und wollen bis 
2010 einen entsprechenden Vorsorgeplan erstellen.
Ein besonders kritisches Planungskriterium ist der Ausfall von 
Mitarbeitern. Denn im Pandemiefall müssen Unternehmen damit rechnen, 
dass deutlich mehr Personal nicht zur Arbeit erscheint, als 
tatsächlich erkrankt ist. Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr,
die Betreuung erkrankter Familienangehöriger oder auch vorsorgliches 
Fernbleiben vom Arbeitsplatz werden von Experten als zusätzliche 
Risikofaktoren genannt. Bei einer Erkrankungsrate von 30 Prozent der 
Bevölkerung gehen die Fachleute davon aus, dass gut die Hälfte der 
Mitarbeiter eines Unternehmens zu Hause bleibt. Diese Gefahr wird von
jedem zweiten Geschäftsführer und Vorstand unterschätzt. Die 
Verantwortlichen rechnen nur mit einem Krankenstand bis maximal 30 
Prozent.
Neben einer engen Verflechtung mit Partnern gilt es für die 
Unternehmen, kritische Bereiche zu identifizieren, die in der 
Krisensituation unbedingt aufrechterhalten werden müssen. Großen 
wirtschaftlichen Schaden verursacht beispielsweise der Ausfall von 
EDV-Anlagen oder der zentralen Verwaltung. Daher kann es sinnvoll 
sein, sich auf diese Bereiche zu konzentrieren und weniger kritische 
Unternehmensteile vorübergehend stillzulegen. 40 Prozent der Betriebe
haben eine entsprechende Analyse der Arbeitsabläufe durchgeführt. Sie
wollen im Ernstfall versuchen, die Mitarbeiter, die in diesen 
Schlüsselfunktionen beschäftigt sind, besonders zu schützen. Experten
empfehlen außerdem, im Rahmen der betrieblichen Pandemieplanung 
verschiedene Szenarien zu berücksichtigen, da nicht alle Grippeviren 
gleich gefährlich sind. Der Notfallplan sollte auf die möglichen 
Ausprägungen im Einzelfall anzupassen sein. Je nach Branche können 
beispielsweise die Hygienemaßnahmen unterschiedlich ausfallen. Sie 
beinhalten unter anderem das Bereithalten von Desinfektionsmitteln 
und einer ausreichenden Menge an Medikamenten, sowie das Angebot an 
die Mitarbeiter, sich rechtzeitig gegen Grippe impfen zu lassen.
Die Verantwortung für solche Maßnahmen des Krisenmanagements trägt
in gut der Hälfte der Unternehmen die Geschäftsleitung. Andere 
Betriebe übertragen diese Aufgaben dagegen speziellen Arbeitsgruppen,
dem Betriebsarzt oder der Personalabteilung (jeweils rund 15 
Prozent).In vielen Fällen werden darüber hinaus Schnittstellen 
zwischen den einzelnen Beteiligten gebildet. Unternehmen die bereits 
einen Notfallplan erstellt haben legen zu 90 Prozent besonderen Wert 
darauf, ihre Mitarbeiter über das Ansteckungsrisiko zu informieren. 
Ein Großteil dieser Betriebe definiert zudem so genannte "kritische 
Funktionen", deren Aufrechterhaltung sichergestellt werden muss. Acht
von zehn Befragte planen in diesem Zusammenhang, bestimmte 
Mitarbeiter eine gewisse Zeit von zu Hause aus arbeiten zu lassen. 
Daneben wollen gut 70 Prozent  im Pandemiefall Reisen ins Ausland 
streichen, um die Verbreitung der Influenza nicht zu begünstigen. 
Nachholbedarf besteht dagegen noch bei der Bereitstellung von 
Medikamenten. Zwar planen dies rund sechs von zehn Unternehmen. Aber 
nur maximal 30 Prozent der Belegschaft könnten von der vorgesehenen 
Menge profitieren.
Die Vielschichtigkeit der Planungsaufgaben zeigt, dass die 
staatliche Vorsorge für den Pandemiefall allein nicht ausreicht, um 
den Schutz der Unternehmen zu gewährleisten. Der nationale 
Pandemieplan liefert allerdings wichtige Leitlinien, an denen sich 
die Verantwortlichen in den Betrieben orientieren können. Auf breite 
Kritik stößt bei der Unternehmerschaft jedoch die Tatsache, dass die 
Pandemievorsorge im Zuge des Katastrophenschutzes Ländersache ist. 
Zur konkreten Pandemievorsorge hat daher jedes Bundesland einen 
eigenen Notfallplan entwickelt, in denen die Regelungen teilweise 
deutlich voneinander abweichen. Besonders bei der Bevorratung von 
Medikamenten für die Bevölkerung gibt es große Unterschiede. Mehr als
sieben von zehn Unternehmen würden die Pandemieplanung daher im Sinne
einheitlicher Vorgaben lieber vom Bund geregelt sehen. 60 Prozent 
gehen sogar noch weiter und sagen, dass die Pandemieplanung in die 
Hände internationaler Organisationen gehört.
Hintergrundinformationen
Das Marktforschungsinstitut forsa hat im Januar 2008 im Auftrag des 
IMWF Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung und des 
F.A.Z.-Instituts 100 Verantwortliche für das Krisenmanagement aus der
Deutschen Wirtschaft zu ihren Vorbereitungen auf den Fall einer 
Influenzapandemie befragt. Die Ergebnisse werden in der Studie 
"Themenkompass 2008 Pandemie" veröffentlicht.
IMWF - Institut für Management- und Wirtschaftsforschung
Das IMWF wurde aus der Erfahrung heraus gegründet, dass die 
Ergebnisse wissenschaftlicher Ausarbeitungen und Marktanalysen für 
Entscheider in der Wirtschaft oftmals nicht die hinreichende 
Praxisnähe und Relevanz haben. In Folge dessen bleibt die 
Unterstützung wissenschaftlicher Institutionen durch Unternehmen 
oftmals hinter den Erwartungen der Lehrstühle zurück. Vor diesem 
Hintegrund versteht sich das IMWF als Plattform, auf der Kontakte 
zwischen Wissenschaft und an fundierter Aufarbeitung relevanter 
Management- und Wirtschaftsthemen interessierter Unternehmen geknüpft
werden. Dieses Netzwerk wird wesentlich durch Wilhelm Alms aufgebaut.
Er hat als ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Mummert Consulting 
vielfältige Erfahrungen mit der Umsetzbarkeit von 
Forschungsergebnissen in der Managementpraxis gesammelt und hat es 
sich zur Aufgabe gemacht, Brückenschläge zwischen Wissenschaft und 
Wirtschaft zu initiieren. Wenn Sie an diesem Netzwerk partizipieren 
wollen, freut sich das IMWF über Ihre Nachricht. Von 
wissenschaftlichen Partnern wird erwartet, nachweislich 
praxisorientierte Forschung leisten zu wollen. Im Gegenzug hierzu 
obliegt es den eingebundenen Unternehmen, relevante Fragestellungen 
zu formulieren und die Freiräume für die Aufarbeitung dieser Themen 
zu gewährleisten.
Weitere Informationen finden Sie unter www.imwf.de

Pressekontakt:

Faktenkontor GmbH
Roland Heintze
Tel.: +49 40 22703-7160
Fax.: +49 40 22703-7961
E-Mail: roland.heintze@faktenkontor.de

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