Hilfe für Afghanistan: Welthungerhilfe kritisiert Schwerpunktsetzungen
Berlin (ots)
Die internationale Hilfe für Afghanistan konzentriert sich nach Ansicht der Deutschen Welthungerhilfe zu sehr auf die Städte und die Bedürfnisse der Stadtbewohner. Der Druck, Finanzmittel möglichst rasch auszugeben und möglichst rasch Erfolge vorzuweisen, habe insbesondere in der bilateralen Hilfe zu einer sehr kurzfristigem Perspektive geführt, sagte der Leiter des Afghanistan-Programms der Deutschen Welthungerhilfe, Erhard Bauer, heute in Berlin.
Die Bedürfnisse der Landbevölkerung - immerhin 70% der Gesamtbevölkerung - kommen, so Bauer, bei vielen staatlichen Gebern zu kurz. Gerade auf dem Land sei die Ernährungslage als Folge von Dürre und Krieg sehr unsicher. Zwar verhindere die Nahrungsmittelhilfe, dass Tausende Menschen verhungern; aber vor allem im Norden und Nordwesten des Landes gebe es noch viele Familien, die sich nur mangelhaft ernähren könnten. "Eine sichere Ernährung ist aber Voraussetzung für alles andere," sagte Bauer. "Hungrige Kinder haben von neuen Unterrichtsmaterialien herzlich wenig."
Gegenwärtig konzentriere sich die Hilfe, nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen, sehr auf Kabul. Dies führe dazu, dass gut ausgebildetes einheimisches Fachpersonal nun aus anderen Regionen in die Hauptstadt abwandere, angelockt von den dort entstandenen Arbeitsplätzen und den vergleichsweise hohen Löhnen.
Bauer warnte erneut davor, humanitäre Hilfe und militärische Einsätze in Afghanistan miteinander zu verbinden. Humanitäre Hilfe müsse neutral bleiben, um glaubwürdig zu sein. Und sie mache nur dann Sinn, wenn sie mit Hilfsorganisationen koordiniert sei.
Die Deutsche Welthungerhilfe arbeitet seit 1993 in Afghanistan. Gegenwärtig führt sie Projekte im Gesamtvolumen von 9 Mio. Euro in Afghanistan durch; Schwerpunkte sind Nahrungsmittelhilfe, Trinkwasserversorgung, Bereitstellung von Saatgut, Verbesserung von Bewässerungssystemen und Förderprogramme für Frauen. Fast alle Projekte wurden durch die EU oder die Bundesregierung finanziell unterstützt.
Freundliche Grüße, Doris Theisen Pressestelle / FG21
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