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6. Handelsblatt Gesundheitskongress "Health 2002" in Berlin (29.- 30. November 2001)
Europa als Chance für den Gesundheitsmarkt

6. Handelsblatt Gesundheitskongress "Health 2002" in Berlin (29.- 30.
November 2001) / Europa als Chance für den Gesundheitsmarkt
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Berlin (ots)

Die aktuelle gesundheitspolitische Lage in
Deutschland war Thema des ersten Tags des
Handelsblatt-Gesundheitskongresses "Health 2002" in Berlin. Vor rund
250 Teilnehmern und unter Vorsitz von Professor Dr. Günther Neubauer
(Institut für Gesundheitsökonomik) diskutierten Referenten aus dem
Gesundheitswesen über neue Basistechnologien, über mehr freien Markt
statt Überregulierung und welche Chancen Europa bietet.
"Europa ist Hoffnung, Deutschland ist Realität", beschreibt
Neubauer in seiner Begrüßungsrede die Situation. Ob sich nun die
europäische Gesundheitspolitik traumhaft entwickelt oder eher zum
Alptraum wird, werde sich zeigen.  Auch wenn Wettbewerb vieles 
beflügele, zaubern könne er nicht.
Dr. Klaus Theo Schröder (Staatsekretär, Bundesministerium für
Gesundheit) sieht Europa klar als Chance. Die Politik solle vor allem
eine europäische Gesundheitspolitik betreiben, bisher gäbe es wegen
fehlenden vertraglichen Regelungen innerhalb der EU keine
Harmonisierung.  Statt die Rechtssprechung des europäischen
Gerichtshof abzuwarten, was auch zum Beispiel die medizinische
Versorgung im Ausland angeht, befürwortet Schröder ein schnelles und
unbürokratisches Handeln der Politik. Eine europäische
Gesundheitspolitik sei durch die zunehmende Mobilität der Bürger,
aber auch durch die Osterweiterung dringend notwendig.  Immerhin 
seien bereits heute 0,3 bis 0,5 Prozent deutscher Bürger
"Grenzgänger", was die Gesundheitsversorgung angeht. Die Gefahr eines
Autonomieverlusts sieht Schröder durch eine Europäisierung nicht, im
Gegenteil böte dies die Chance, von anderen zu lernen.
Die defensive Diskussion um einen europäischen Arzneimittelmarkt
nimmt Schröder mit Verwunderung zur Kenntnis: Angesichts einer
leistungsfähigen Pharmaindustrie, einem gut funktionierenden
pharmazeutischen Großhandel und einem effizienten Apotheken-Netz in
Deutschland, sieht er auch den Arzneimittel-Handel im Internet
weniger als Bedrohung denn als Chance.
Abschließend betonte Schröder die große Bedeutung des
Gesundheitssektor für die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung.
Prof. Dr. Norbert Walter (Chefvolkswirt, Deutsche Bank Gruppe)
sieht Gesundheit als ein ökonomisches Gut an. Da aber der Staat das
Geld zur Gesundheitsvorsorge nicht effizient einsetze, müsse dem
Markt eine größere Rolle eingeräumt werden. Anlass zur Sorge bereitet
Walter die ungünstige demografische Entwicklung. Durch die niedrige
Geburtenrate kämen weniger junge Menschen auf den Arbeitsmarkt, dass
bedeute nicht nur Rückgang von potenziellen Beitragszahlern, sondern
berge auch die Gefahr fehlender Innovationskraft, meint Walter.  Den
GKV stünde die Bewältigung des demografischen Umbruchs erst noch
bevor, wenn man bedenke, dass im Jahr 2040 das Durchschnittsalter der
Deutschen bei 50 Jahren liegen werde.
"Allein das Kurieren an den Symptomen kann das Gesundheitswesen
jedoch nicht heilen", stellt Walter fest und führt aus:
Finanzprobleme seien ja nichts Neues im Gesundheitsbereich; seit den
70er Jahren sind zahlreiche Gesetze zur Kostendämpfung verabschiedet
worden und damals hätten die Beiträge gesenkt werden können. Neue
Modelle seien nun notwendig, allerdings müsse die Politik die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vorgeben: Die Steuerreform müsse
vorgezogen werden und die Rentenreform habe mit der Riester-Rente nur
eine Missgeburt zustande gebracht. Auch im Bereich Migration gibt es
nach Walter viel zu tun: Durch die ungünstige demografische
Entwicklung sei die Finanzierung der Sozialversicherung in Gefahr und
es bestünde bald ein Mangel an qualifizierten Fachkräften.  Wichtig
sei, das Gesundheitswesen von einem administrativen zu einem
lebendigen System umzustrukturieren, um von der demografischen
Entwicklung auch zu profitieren.
Die Ausbreitung moderner Telekommunikationstechniken und die
Gentechnologie mache den Gesundheitsmarkt zu einem dynamischen
Wirtschaftsfaktor. In Deutschland spiele leider der Biotech-Bereich
im europäischen Vergleich noch eine untergeordnete Rolle: Während in
Europa im Jahr 2000 rund 1600 Biotech-Unternehmen (bis 500
Mitarbeiter) gegründet wurden, waren es in Deutschland nur knapp 400
(Quelle: DIB). In Deutschland wird Biotechnologie überwiegend im
Pharmabereich eingesetzt (85 Prozent), dann folgt Landwirtschaft mit
13 Prozent und der Bereich Umwelt nutzt Biotechnologie nur zu zwei 
Prozent (Quelle: DIB). Allerdings müssten politische und ethische
Fragen schnell beantwortet werden und ein europäischer Schutz für
biotechnische Erfindungen sicher gestellt sein.
"Mehr Markt im Gesundheitswesen", zieht Walter als
Schlussfolgerung und führt aus: "Entscheidungsfreiheit bei der
Kassenwahl, Wettbewerb zwischen Kassen und Anbietern und weniger
dirigistische Kostendämpfungsprogramme der Politik."
Ansprechpartnerin für die Redaktion
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Claudia Büttner
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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