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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Castro

Bielefeld (ots)

Fidel Castro tritt ab - endgültig, aus eigener
Einsicht, mit der letzten ihm verbliebenen Kraft. Niemand in seiner 
Umgebung war in der Lage, im System Castro die Nachfolge zu regeln. 
Stattdessen hatte ihn sein Clan eilfertig noch einmal zur Wahl 
aufgestellt.
 Die Listenwahl am 20. Januar und die folgende Abstimmung im 
Einheitsparlament dürfte den Bruder Raúl Castro (76), längst 
stellvertretend an der Spitze, bestätigen. Doch damit ist nichts 
geklärt.
49 Jahre nach der Revolution, bei der Castro, anfangs sogar von den 
USA wohlwollend beobachtet, ein korruptes System beendete, ist das 
Land genauso weit wie vorher. Damals darbte das Volk, während 
Zuckerbarone und US-Mafiosi in Saus und Braus lebten. Heute gibt es 
Minirationen Öl und Fleisch für die elf Millionen verbliebenen 
Kubaner. Tagtäglich erleben Sie, wie Touristen und die eigene 
Führungsklasse devisengestützt ein vollklimatisiertes Leben führen.
Freie Wahlen gab es vor 1959 genausowenig, wie sich Castro jemals 
einer unabhängigen Wahl gestellt hat. Dabei hätte der Volkstribun in 
jungen Jahren mit seinen Erfolgen im Gesundheits- und 
Erziehungssystem echte Mehrheiten bekommen.
Heute ist die Insel zum karibischen Knast mit drakonischen Strafen 
für politisch Andersdenkende verkommen. Ärzte und Krankenschwestern 
dienen gegen Rohöl in Venezuela, und das einzig funktionierende 
Gewerbe betreibt die Staatssicherheit.
Am Tag der Menschenrechte erklärte Kubas Außenminister Felipe Pérez 
Roque, sein Land werde den Internationalen Pakt über bürgerliche und 
politische Rechte unterzeichnen. Dass am selben Tag 14 Bürgerrechtler
verhaftet wurden, die für Meinungs- freiheit demonstriert hatten, 
macht diese Ankündigung nicht glaubhafter. Unter den Verhafteten war 
auch Dr. Darsi Ferrer Ramirez, der im September noch vom 
WESTFALEN-BLATT mit wichtigen Fieber-Medikamenten versorgt worden 
war.
Schon am Vortag, dem 9. Dezember, war es zu Verhaftungen gekommen, 
als 45 Mütter von Inhaftierten für die Freilassung politischer 
Gefangener auf die Straße gingen. Kuba heute, das ist wie DDR damals:
Häuser stürzen ein, Hunderttausende geflüchtet, die Volkswirtschaft 
darnieder.
Und dennoch begehen einige europäische Länder den gleichen Fehler im 
Umgang mit dem System wie seinerzeit gegenüber Erich Honeckers DDR 
und Leonid Breschnews UdSSR.
 Spanien, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und sogar die CSU 
sprechen mit den falschen Leuten. Allein von Angela Merkel ist zu 
hören, dass Sie Dissidenten auf Kuba höher als Wirtschaftsinteressen 
schätzt.
Der ostdeutsche Bürgerrechtler Arnold Vaatz rät dringend, den Dialog 
mit der Opposition im Exil und in Kuba aufzunehmen. Das ist keine 
leichte Aufgabe angesichts einer totalen Überwachung auf der Insel, 
wie es sie sonst nur in China und Nordkorea gibt.
 Hüten wir uns davor, wie die Schlange auf ein Kaninchen namens 
Castro zu starren. Schon bald werden andere reklamieren: »Wir sind 
das kubanische Volk.«

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original content of: Westfalen-Blatt, transmitted by news aktuell

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