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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zu der Diskussion um Managergehälter:

Bielefeld (ots)

»Fünf Millionen im Jahr sind zu wenig«, sagt
Philipp Lahm, der deshalb seinen Arbeitgeber, den FC Bayern München, 
verlassen möchte. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking erhält 
schätzungsweise das Zwölffache. Da könnte am Ende sogar noch der Chef
der Deutschen Bank vor Neid erblassen. »Ist das gerecht?«, fragen die
Sozialromantiker in den Parteien. »Nein«, antwortet das Volk.
Und das Volk hat Recht. Es ist nicht gerecht, dass die Friseurin in 
Sachsen-Anhalt nur einen Mindeststundenlohn von 3,50 Euro erhält. Es 
ist nicht sozial, dass die Schere von Arm und Reich seit einiger Zeit
weiter auseinander geht. Aber wo ist die Alternative?
Bislang weigert sich das Volk hartnäckig, keine 
Fußball-Bundesligaspiele mehr zu besuchen. Auch setzt Porsche 
jährlich nach wie vor mehr und nicht weniger Sportfahrzeuge ab. Warum
sollte man also Lahm und Wiedeking den Erfolg neiden?
 Selbst die SPD geht nicht so weit, als Gegenstück zum Mindest- einen
Maximallohn zu fordern. Stattdessen will sie die Unternehmen 
bestrafen, die ihren Spitzenkräften so hohe Gehälter bezahlen. Der 
Vorschlag, die Abzugsfähigkeit ab einer Summe von einer Million Euro 
zu halbieren, klingt unverfänglicher als die Forderung, den 
Spitzensatz bei der Einkommenssteuer wieder zu erhöhen. Beide Ideen 
laufen aber, sofern der SPD-Vorschlag überhaupt mit dem geltenden 
Steuersystem in Übereinstimmung gebracht werden kann, auf das gleiche
Ergebnis hinaus.
Schwieriger wird die Argumentation, wenn statt eines Zugewinns und 
Schaffung von Arbeitsplätzen eine erwiesene Erfolglosigkeit mit hoher
Abfindung belohnt wird. Das ist dann tatsächlich ein Ärgernis. Gleich
kommen die Forderungen: Das muss man verhindern. Das muss man 
kontrollieren. Das muss man regeln.
 Verhindern können dies die Aufsichtsräte. Daher sollen alle - und 
nicht nur ein ausgesuchtes Gremium - über die Gehälter ihrer 
Spitzenmanager befinden. Und alle sollen ihre Entscheidung vor der 
Hauptversammlung rechtfertigen und sich im Falle grober 
Pflichtverletzung auch vor Gericht verantworten müssen. Auf diesen 
Teil der SPD-Forderungen sollte sich vielleicht sogar die Große 
Koalition verständigen können.
Der Rest ist Popanz, Symbol, Effekthascherei. Da kreist der 
bürokratische Berg. Und wenn er nur eine Maus gebiert, freut sich die
Partei der Linken, die jetzt schon mit weitergehenden Forderungen 
nachlegt.
Der Friseurin in Sachsen-Anhalt wäre nicht wirklich geholfen, wenn 
die Stars aus Management, Sport und Showbiz ein paar Millionen 
weniger einsteckten. Aber ihr Gerechtigkeits- und Lebensgefühl 
verlangen danach. In einer Gesellschaft, in der sich der »Wert« des 
Einzelnen stark an der beruflichen Stellung festmacht, darf der 
Unterschied bei den Einkommen nicht ins Astronomische steigen. Einige
schwarze Schafe in der Wirtschaft haben dafür gesorgt, dass das 
Vertrauen der Bevölkerung zurückging. Nun muss die Wirtschaft selbst 
die Dinge ins Reine bringen. Die Zeit sollte ihr die Politik 
einräumen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original content of: Westfalen-Blatt, transmitted by news aktuell

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