Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Milch-Lieferboykott
Bielefeld (ots)
Wenn der Arbeiter am Fließband die Hände in den Schoß legt und streikt, dann kann es sein, dass die Räder in dieser Fabrik tatsächlich stillstehen. Sobald aber die Bauern ihre Hände in den Schoß legen und das Melken einstellen, beginnt ein Muhen im Stall, dass selbst die kalten Wände die Tierquälerei nicht mehr ertragen. Natürlich können die Bauern auch arbeiten und die Milch anschließend in einen See kippen. Dass einige genau dies jetzt tun, zeigt, wie prekär ihre Lage ist. Nach einer kurzen Zeit der Erholung übersteigen die Kosten inzwischen bei vielen schon wieder die Einnahmen. Allerdings ist der Zeitpunkt für den Streik im Augenblick eher ungünstig. Die Kühe stehen seit kurzem wieder auf der Wiese. Das frische Futter tut ihnen so gut, dass sie gerade jetzt besonders viel Milch geben. Diese trifft auf ohnehin gut gefüllte Lager. HInzu kommt, dass die Landwirte untereinander uneins sind. Die einen beklagen den hohen Futterpreis als Kostentreiber, die anderen freuen sich darüber. Manche sind zudem eng mit der Molkereiwirtschaft verbandelt. Sie blicken nur noch mit einem Auge zur heimatlichen Scholle. Das andere wird von den Chancen des Weltmarkts in Anspruch genommen.
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