Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:
Bielefeld (ots)
Wenn ein Weltkonzern wie Siemens Abermillionen für Schmiergelder abzweigt, dann ist die Empörung groß. Korruption - pfui! So etwas tut ein deutsches Unternehmen nicht. Nicht minder groß ist die Empörung, wenn ein Staatskonzern wie die Bahn nahezu die komplette Belegschaft auf verdächtige Geschäftsbeziehungen durchleuchtet. Rasterfahndung - pfui! So etwas tut ein deutsches Unternehmen nicht. Diese beiden Extreme zeigen: Wir brauchen klare Spielregeln, wie künftig in Deutschland das Bakschisch-Unwesen bekämpft werden soll. Solche Regeln sind um so notwendiger geworden, als mit Computerhilfe heute nahezu jeder Datenabgleich auf Knopfdruck möglich geworden ist. Insofern ist es zu begrüßen, dass sich der Datenschutzgipfel gestern immerhin grundsätzlich darauf geeinigt hat, ein Schutzgesetz speziell für Arbeitnehmer zu schaffen - auch wenn die ermattete Große Koalition dieses Vorhaben auf die Zeit nach der Bundestagswahl vertagen will. Bis dahin müssen sich deutsche Unternehmen auf zwei Ratgeber verlassen, die noch selten Fehler gemacht haben: Anstand und gesunder Menschenverstand. Je höher die Position eines Mitarbeiters im Unternehmen, je korruptionsgefährdeter seine Aufgabe, desto intensivere Kontrollen muss er sich gefallen lassen. Das kann man sogar klipp und klar im Arbeitsvertrag festlegen. Dann besteht auch kein Anlass mehr, pfui zu rufen.
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