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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Börsencrash

Bielefeld (ots)

Die ersten Ökonomen spielen mit dem Gedanken, ein bisschen Inflation könne den Staaten in der Schuldenkrise helfen. Dabei haben die Regierungen in den USA und Europa in der Praxis längst genau diesen Weg eingeschlagen. Erst steigen die Zinsen für Staatsanleihen, dann für Unternehmens- und Privatkredite, dann die Preise. Für die Politiker ist Inflation gegenüber dem Wähler leichter zu vertreten als eine rigide Sparpolitik und/oder Steuererhöhungen. Doch dieser auf den ersten Blick einfache Weg führt nur weiter ins Tal hinein. Die aktuelle Krise an den weltweiten Aktienmärkten ist nicht leicht zu erklären. Sicher: Die Aktienkurse waren in Frankfurt und an anderen Börsenplätzen auf ein Niveau gestiegen, das nur noch vom Prinzip Hoffnung getragen war. In gewissem Umfang war ein Rückschlag von den Experten vorausgesagt worden. Dass der Verfall, wenngleich zunächst in Raten, dieses Ausmaß annehmen würde, hat viel mit dem Mechanismus eines von Computern kontrollierten Anlageverhaltens zu tun: Sinken erst einmal die Kurse, steigt der vorsichtige Fondsmanager aus, um die Verluste zu begrenzen. Das Risiko, dass durch Nachahmung eine Lawine entsteht, ist noch nicht gebannt. Bei früheren Crashs waren die Verluste meistens höher. Besorgniserregend ist der kurze Abstand, mit dem die Krisen inzwischen aufeinanderfolgen. Die Gefahr, dass die Kurzatmigkeit der Finanzmärkte am Ende der Realwirtschaft schadet, ist nicht von der Hand zu weisen. Darunter würde besonders die exportorientierte deutsche Wirtschaft leiden. Die Kanzlerin ist aus dem Urlaub zurückgekehrt - in eine Woche ohne Termine. Das ist gut so. Zu viel Hektik richtet an den Finanzmärkten oft ähnliche Schäden an wie zu viel Gerede seitens mancher Politiker. Am Ende führt wohl kein Weg an einer stärkeren Regulierung vorbei. Es ist wahr, dass »Profis« in der Krise durchaus noch mit Gewinn zocken. Die Zeche aber zahlen die anderen Anleger und, wenn es besonders schlimm kommt, sogar die Steuerzahler. So aber darf es nicht weiter gehen. Damit nicht weiter eine Krise die nächste jagt, braucht es etwas mehr Regulierung, viel weniger Schulden und keine Inflation.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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