Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Atomunfall in Frankreich
Bielefeld (ots)
In Europa geht es nur voran, wenn Frankreich und Deutschland an einem Strang ziehen. So lautet die Maxime seit Adenauers und de Gaulles Zeiten. Und da die beiden Euro-Motoren dies in der Energiepolitik nicht tun, kann man sich ausmalen, wie es um die rechtsrheinisch vollmundig angekündigte Energiewende bestellt ist. In Frankreich waltete bislang das Laissez-faire: Die Grande Nation freute sich über billigen Atomstrom. Störfälle waren kaum der Rede wert. Für deutsche Atomskeptiker ein Alptraum. Erst jetzt, nach Fukushima, scheinen auch die Franzosen sensibler geworden zu sein. Ein Unfall wie gestern in Marcoule hätte vor einem Jahr kaum für Aufsehen gesorgt. Jetzt beherrscht er die Schlagzeilen. Eine Wende in Frankreichs Energiepolitik wird aber auch dies nicht bewirken. Für Energieminister Eric Besson war es lediglich »ein Industrieunfall«. Denn der Atomkurs ist einträglich. Seit Abschalten der acht deutschen Reaktoren sind die Atomstromimporte aus Frankreich um 50 Prozent gestiegen. Somit hält die deutsche Energiewende die französische Atompolitik am Leben. C'est la vie.
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