Westfalen-Blatt: zum Thema Aufstiegschancen in der Schule:
Bielefeld (ots)
Produziert das Schulsystem tatsächlich so viele Absteiger, wie es die Studie der Bertelsmann-Stiftung glauben macht? Betrachtet man nur die Schulwechsel in den Klassen 5 bis 10, so stimmt dieser Befund. Doch die Bertelsmann-Studie lässt ebenso wie viele andere Erhebungen außer Betracht, dass es nach Klasse zehn einen organisierten Aufstieg gibt. Etwa jeder vierte Realschüler in NRW lernt anschließend bis zum Abitur weiter - an einem Gymnasium, an einer Gesamtschule, an einem Kolleg. Zählt man diese Wechsler mit, gibt es mehr Auf- als Absteiger. Das Problem der geringen Durchlässigkeit ist damit keineswegs gelöst. Tatsächlich sind die meisten Schulen noch immer nicht in der Lage, angemessen auf unterschiedliches Lern- und Entwicklungstempo von Kindern und Jugendlichen zu reagieren. Individuelle Förderung bleibt ein leeres Versprechen, wenn jede neunte Klasse in der Sekundarstufe I mehr als 30 Schüler zählt. Nur sollte bitte nicht mit zweifelhaften Statistiken eine neue Schulformdebatte angezettelt werden. Gerade die Realschulen haben mehr Aufrichtigkeit verdient.
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