Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Ägypten
Bielefeld (ots)
Jetzt ist es geschehen. Ägyptens Präsident Mohammed Mursi hat dasselbe getan wie sein gestürzter Vorgänger Husni Mubarak: Er hat seine Anhänger auf Demonstranten gehetzt. Das Ergebnis sind hunderte Verletzte. Vor allem aber: Mursi hat zugelassen, dass auf die Anhänger des arabischen Frühlings geschossen wurde. Es hat Tote gegeben und - genau so wie früher - müssen Streiter für Toleranz und Demokratie um ihr Leben fürchten. Noch weiß niemand, wohin das führt. Manche meinen, jetzt beginne erst die richtige Revolution. Eine solche Analyse unterstellt Furchtbares, dass nämlich Europas schreckliche Erfahrungen mit der Guillotine in der französischen und den Blutbädern in der russischen Revolution Nordafrika noch bevorstehen. Niemand kann das wollen. Aber was bleibt? Die Strategie der Friedliebenden - Gespräche, Vermittlung und gewaltloser Widerstand - hat keine Chance mehr. Zu viel Radikalität liegt in der Luft. Der zunehmend isolierte Muslim-Präsident findet ganz offenbar nicht mehr aus der Sackgasse, in die er sich durch Staatsstreich und Radikalisierung seiner Anhänger manövriert hat.
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