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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Telekom-Plan für Datenlimit

Bielefeld (ots)

Die Deutsche Telekom ist es leid, im Milliardenmarkt Internet den billigen Jakob zu geben. Der Ex-Monopolist und deutsche Marktführer bei Breitbandanschlüssen sieht sich als Spieler zweiter Klasse. Während die Telekom federführend den Netzausbau für flächendeckend schnelle Zugänge mit Milliardeninvestitionen schultert, sind es die Dienste- und Inhalteanbieter, die richtig Kasse machen. Konzernchef René Obermann ist es seit langem ein Dorn im Auge, dass Konzerne wie Google mit seinem Videoportal Youtube, der Internethandelsriese Amazon oder das soziale Netzwerk Facebook die Infrastruktur der Telekom kostenfrei für ihre Geschäftsmodelle nutzen, während sich der Netzbetreiber ob der stetig steigenden Datenmengen zu immer neuen Investitionen gezwungen sieht. Eine Maut für die Datenautobahn, wie sie vom Schwerverkehr auf den asphaltierten Fernstraßen der Republik verlangt wird, ist Obermanns Traum. Eine Position, die für ein privatwirtschaftliches Unternehmen im freien Wettbewerb absolut nachvollziehbar ist. Erst recht im Fall eines börsennotierten Konzerns, für den Gewinnmaximierung und das Erschließen von Einnahmequellen oberste Gebote sind. Stattdessen plagen die Telekom Verbindlichkeiten von rund 60 Milliarden Euro. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Telekom natürlich Geld mit den Breitbandanschlüssen verdient. Und dass der Konzern eine besondere Rolle und Verantwortung hat, nicht zuletzt weil der Staat noch 32 Prozent der Anteile hält. Ein schneller Breitbandanschluss gilt längst als wichtiger Standort- und Wettbewerbsfaktor. Der Internetzugang ist jüngst höchstrichterlich zu einem Grundrecht in Deutschland erklärt worden. Jede Einschränkung ist deshalb ein heikler bis bedrohlicher Eingriff. Die Politik ist deshalb auch gefordert - und zwar zu weit mehr als populistischen Äußerungen. Der Netzausbau muss vorankommen, sich für die Unternehmen lohnen, darf aber nicht für die Kunden zur Internetbremse werden. Die Telekom erhöht jetzt den Druck. Der Endkunde ist der erste Adressat, weil sich die Großen unbeeindruckt zeigen. Zahlen nicht Google, Amazon & Co., sollen die Kosten bei den Verbrauchern abgeladen werden. Ganz nach dem Motto: Wer viel Datenverkehr verursacht, zahlt auch mehr. Das klingt nach einer logischen Lösung. In der Tat aber droht eine Zwei-Klassen-Gesellschaft im Internet, wenn die Telekom ernst macht. Die bevorzugte Behandlung von Diensten zahlender Kooperationspartner widerspricht den Regeln eines freien Internets. Auf der anderen Seite geht die Telekom ein hohes Risiko ein. Denn im freien Wettbewerb der Netzanbieter drohen ihr nach der Tarifumstellung schon jetzt Kundenverluste, auch wenn die Tempobremse frühestens 2016 greift. Die meisten Kontrahenten haben ihren Verzicht auf eine Datenobergrenze erklärt - zumindest bis auf weiteres. Sie dürften jetzt Kunden gewinnen und abwarten wollen, wie sich das Telekom-Experiment entwickelt.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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